Der Jemen erhält Hilfe im Anti-Terror-Kampf

Auf einer Konferenz in London sagt die Staatengemeinschaft Unterstützung zu.

London. Man kann es ruhig "High-Speed-Diplomatie" nennen: Zwei Stunden nur nahm sich die Staatengemeinschaft gestern Zeit, um sich in London mit dem jüngsten terroristischen Krisenherd zu beschäftigen: dem Jemen, dem ärmsten Land auf der arabischen Halbinsel. Das Treffen wurde schnell der großen Afghanistan-Konferenz vorangeschaltet, die heute ebenfalls in der britischen Hauptstadt stattfindet.

Den Jemen plagt eine ganze Serie von Problemen. Mehr als die Hälfte der 23 Millionen Einwohner lebt unter der Armutsgrenze. Viele sind von der Rauschdroge Khat abhängig, weshalb nachmittags in dem islamischen Land nur noch wenig funktioniert. Zudem geht langsam das Öl aus, von dem man ohnehin viel weniger hat als die arabischen Nachbarn.

Hinzu kommt, dass sich die Zentralregierung in verschiedenen Regionen der ehemals geteilten Republik mit Aufständischen auseinandersetzen muss. Und seit dem versuchten Anschlag auf eine US-Passagiermaschine an Weihnachten steht man wieder unter Verdacht, Terroristen Zuflucht zu bieten. Der mutmaßliche Attentäter soll seine El-Kaida-Ausbildung im Jemen bekommen haben, dem Heimatland der Familie Bin Laden.

Präsident Ali Abdullah Salih ist durch die neueste Entwicklung sichtlich geschwächt. Nicht nur Menschenrechtler fürchten, dass er nun den Kampf gegen den Terror nutzt, um jede Form von Opposition zu unterdrücken.

In der Abschlusserklärung bekamen die Jemeniten Unterstützung im Kampf gegen El Kaida zugesagt. Zugleich machte die Staatengemeinschaft deutlich, dass die sonstigen Konflikte auf politischem Weg gelöst werden sollen. Die Deutschen müssen dabei auch an eine fünfköpfige Familie aus Sachsen denken, die seit sechs Monaten im Jemen entführt ist. Die vollmundige Ankündigung Sanaas, man kenne jetzt den Aufenthaltsort der Geiseln, blieb bislang ohne Folge.

Zusätzliches Geld gab es für den Jemen kaum. Ohnehin steht noch ein Großteil der 3,3 Milliarden Euro aus, die das Land bei einer internationalen Konferenz 2006 zugesagt bekam. Begründet wird dies auch mit der Sorge, dass das Geld im korrupten Staatsapparat versickert - auch wenn Entwicklungshelfer darüber klagen, dass ohne eine Auszahlung des Geldes dem Land nicht zu helfen sei. Immerhin soll aber in einem Monat in Saudi-Arabien eine "Geberkonferenz" stattfinden.

Die Bundesregierung sieht sich dabei weniger in der Pflicht als andere. Mit etwa 40 Millionen Euro Entwicklungshilfe pro Jahr ist sie bereits der größte europäische Geldgeber. Entwicklungsminister Dirk Niebel plagt eine andere Sorge. "Unser Problem besteht darin, dass wir wegen der Entführungsgefahr unsere Projekte gar nicht alle umsetzen können." Die bundeseigene Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit zum Beispiel hat allen deutschen Mitarbeitern Reisen ins Landesinnere verboten.

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