Daten-CD: Großeinsatz der Steuerfahnder

Mitarbeiter der Credit Suisse sollen rund 1100 Deutschen bei der Steuerflucht geholfen haben.

Düsseldorf. Es geht um ein Vermögen von rund 1,2 Milliarden Euro. So viel Geld sollen nach früheren Angaben der Staatsanwaltschaft Düsseldorf rund 1100 mutmaßliche Steuerhinterzieher außer Landes geschafft haben - möglicherweise mit tatkräftiger Hilfe von Mitarbeitern des Schweizer Bankhauses Credit Suisse.

Am Mittwoch durchsuchten deshalb 150 Staatsanwälte, Steuerfahnder und Polizeibeamte die bundesweit 13 Filialen der Bank, darunter die Niederlassungen in Düsseldorf, Köln und Bielefeld.

"Der Verdacht der Beihilfe zur Steuerhinterziehung richtet sich gegen bislang unbekannte Mitarbeiter der Bank", bestätigte Johannes Mocken, Sprecher der Staatsanwaltschaft Düsseldorf die Großrazzia. Hinweise dazu haben sich nach Angaben Mockens aus der Auswertung einer Daten-CD ergeben, die das Land NRW Anfang März dieses Jahres von einem Unbekannten angekauft hatte - unbestätigten Angaben zufolge für 2,5 Millionen Euro.

Ein Sprecher des Schweizer Bankhauses bestätigte ebenfalls die Durchsuchungen. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, wollte er jedoch keine weitere Stellungnahme abgeben, außer: "Wir arbeiten mit den Behörden eng zusammen." Staatsanwaltschaftssprecher Mocken: "Darauf können wir uns natürlich nicht ausschließlich verlassen - da wären wir blauäugig." Also stellten die Ermittler "große Mengen an Daten" sowie "zahlreiche Unterlagen in Papierform" sicher. Genauere Angaben konnte Mocken nicht machen, da die Durchsuchungen auch am späten Nachmittag noch andauerten.

Nach Informationen unserer Zeitung befindet sich auf der vom Land angekauften Daten-CD neben den Datensätzen mutmaßlicher Steuerhinterzieher auch eine Computer-Präsentation. Die lässt Rückschlüsse zu, dass die Bank gezielt Kunden angeworben hat, ihr Geld in der Schweiz anzulegen und damit dem deutschen Fiskus zu entziehen. Dabei sollen den Bank-Mitarbeitern Argumentationshilfen gegeben worden sein - insbesondere auf die Nutzung außereuropäischer Bankverbindungen, um die Geldtransfers in die Schweiz zu verschleiern.

Insgesamt haben sich aus der angekauften Daten-CD rund 1100 Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ergeben, davon 175Verfahren gegen Bürger aus NRW. Diese Verfahren werden von der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft geführt, die übrigen wurden bereits an die zuständigen Staatsanwaltschaften weitergeleitet. Die NRW-Verfahren koordiniert Oberstaatsanwalt Dirk Negenborn, der bereits in den beiden Mannesmann-Verfahren die Anklage vertreten hatte.

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