Claus Schenk Graf von Stauffenberg

Unstrittig waren Weg und Wirkung des Hitler-Attentäters Oberst Claus Schenk Graf von Stauffenberg (1907—1944) nicht. Zu verworren scheint seine Nähe zur aristokratischen Geisteswelt des Dichterfürsten Stefan George, zu elitär sein Staats- und Gesellschaftsbild, zu spät seine Einsicht in den verbrecherischen Charakter des Hitler-Regimes und zu zögerlich sein Bekenntnis zum organisierten Widerstand.

Doch zeigt sich gerade auch in den Umwegen, den Irrtümern und Eigensinnigkeiten Stauffenbergs eine Gradlinigkeit, die sich zu Schuld und Mitverantwortung bekannte, Ehre und Integrität beanspruchte und letztlich kompromisslos zur Tat drängte, als andere zögerten. Maßgeblich für ihn waren die Haltung und die Ehre eines Offiziers, der sich als „Diener des Staates“ begriff, dabei aber das Überleben der Nation und des Volkes nicht aus dem Auge verlor.

So konnte er die Nichtigkeit der persönlichen Eidbindung an Hitler erkennen, als ihm klar wurde, dass dieser das deutsche Volk in den Untergang schicken würde. Ebenso bedeutsam für seine Entschlussbildung war die Kenntnisnahme der Massenmorde an Juden, Kriegsgefangenen und Zivilpersonen in den besetzten Gebieten des Ostens — „Verbrechen, die den Ehrenschild des deutschen Volkes beflecken“.

Ohne über ein entwickeltes politisches Programm zu verfügen, vertrat Stauffenberg allgemeingültige ethische Prinzipien der Freiheit, Menschenwürde, Humanität und Rechtsstaatlichkeit. Wenn militärische Traditionspflege darauf aus ist, der „Selbstvergewisserung“ des Bundeswehrsoldaten zu dienen (Richtlinien), findet sie im Beispiel des Grafen Stauffenberg ein gültiges Vorbild.

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