Birmas Generäle sperren Freiheitskämpferin Suu Kyi ein

Das Regime will die Trägerin des Friedensnobelpreises vor den Wahlen mundtot machen.

Manado. Es war ein Dilemma, das den Junta-Generälen in Birma seit Monaten Kopfzerbrechen bereitet: Wie kann man die höchst populäre Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi aus dem Verkehr ziehen und gleichzeitig der Welt weismachen, dass faire Wahlen stattfinden?

Sie scheinen die Lösung gefunden zu haben: Die Militärbehörden stellten die 63-Jährige am Donnerstag vor Gericht. Ihr drohen drei bis fünf Jahre Haft. Dass die "Tat" ein anderer begangen hat, heißt in Birma nichts und hat Methode.

Bei der "Tat" geht es um den mysteriösen Fall des Amerikaners, der vergangene Woche in Inya-See hinter Suu Kyis Haus festgenommen wurde. John William Yethaw (53) ist offenbar ein völlig unbeschriebenes Blatt. Niemand weiß, woher er kam, keine Familie, keine Organisation bittet um seine Freilassung.

Nach Angaben der Junta hat der Mann im Verhör zugegeben, drei Nächte in Suu Kyis Haus verbracht zu haben. Wiederum nach Angaben der Junta hat Suu Kyi zugegeben, dass er da war, sein Eindringen aber als inakzeptabel bezeichnet. In Birma kann eine Frau angeklagt werden, wenn ein Mann in ihr Haus eindringt.

Der Eindringling hätte dem Regime gelegener nicht kommen können. Mit einer Verurteilung Suu Kyis wird die Junta ein Riesenproblem los. 2010 gibt es eine Art Wahl. Ein Viertel der Parlamentssitze und Schlüsselpositionen in der Regierung sind für das Militär reserviert - aber immerhin. Suu Kyi hätte zwar selbst nicht antreten dürfen.

Ehen mit Ausländern verwehren Zugang zu allen Ämtern, heißt es in der neuen Verfassung. Suu Kyi war mit einem Briten verheiratet. Aber das Regime musste die ungeheure Popularität der zierlichen Frau fürchten. Sie wäre natürlich ein Publikumsmagnet für die Opposition.

Suu Kyi weiter unter Hausarrest festzuhalten, wurde immer schwieriger. Eigentlich hätte sie nach birmanischem Gesetz schon vor einem Jahr - nach fünf Jahren kontinuierlicher Isolation - freigelassen werden müssen. Die Regierung, die sich als Hüterin von Recht und Ordnung verkauft, fand irgendeinen legalen Trick.

Doch der Druck wuchs, auch aus der Südostasiatischen Staatengemeinschaft Asean, für die das Mitglied Birma immer mehr zur Peinlichkeit wird. Eine neuerliche Verlängerung des Hausarrests wäre schwierig geworden.

Die Junta hat die "Demokratie-Lady", wie sie im Volk genannt wird, 13 der vergangenen 19 Jahre durch Hausarrest mundtot gemacht. Vergessen wurde sie nie. Jedes Mal, wenn sie wieder in Erscheinung trat, lagen ihr die Massen zu Füßen.

Das war auch 2003 so, als überall Tausende zusammenliefen, wo Suu Kyi auftauchte. Bis das Regime die Begeisterungsstürme beendete. Ein regierungsfreundlicher Mob überfiel einen Autokonvoi mit Suu Kyi. Wahrscheinlich 70Menschen starben dabei.

Suu Kyi hat sich in 19 Jahren von dem Regime nicht brechen lassen. Selbst dann nicht, als ihr Mann in Großbritannien an Krebs erkrankte. Die Junta verweigerte ihm nach 1995 Visa für Birma, um sie zur Ausreise zu zwingen. Dabei war klar, dass Suu Kyi ihre Heimat danach nicht wieder betreten dürfte. So blieb sie. Ihr Mann Michael Aris starb 1999 an Krebs.

"Nicht Macht korrumpiert die Menschen, sondern Angst", sagte sie in einer berühmten Rede. "Die Angst, die Macht zu verlieren, korrumpiert diejenigen, die sie haben, und Angst vor der Geißel der Macht korrumpiert die, die darunter leiden."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort