Wenig Proteste bei Castor-Transport nach Lubmin

Lubmin (dpa) - Begleitet von weit weniger Protesten als beim Castor-Transport Anfang November nach Gorleben hat sich der letzte Atommüll-Zug dieses Jahres seinem Ziel genähert. Er bringt rund 2500 Brennstäbe aus Forschungseinrichtungen des Bundes zum Zwischenlager Nord bei Lubmin in Vorpommern.

Dort erwarteten Atomkraftgegner die Ankunft. Etwa 200 Demonstranten besetzten gegen Mittag östlich von Greifswald die Gleise. Einige Demonstranten trugen Clownskostüme. Sie wollten sich eigenen Angaben zufolge damit über die „Dummheit der Atompolitik“ lustig machen. „Die Lage ist friedlich und ruhig“, stellte Polizeisprecher Axel Falkenberg fest. Bis zum Mittag habe es keine Festnahmen gegeben. Im Nordosten sind laut Innenministerium 3000 Polizisten aus neun Bundesländern zur Sicherung des Transports aufgeboten. Die Bundespolizei stellt zusätzlich mehr als 1000 Beamte.

Am Morgen war es Kernkraftgegnern gelungen, den Castor-Transport unmittelbar nach der Ankunft in Mecklenburg-Vorpommern für kurze Zeit zu stoppen. Etwa 25 Personen hatten sich bei Ludwigslust mit Plakaten an den Gleisen der Schnellzugstrecke postiert und so den Zug zum Stehen gebracht. In der Folge musste auch ein ICE, der von Berlin nach Hamburg unterwegs war, warten. Die Polizei räumte die Strecke. Die Demonstranten müssen nun mit Strafanzeigen wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr rechnen. In Magdeburg waren in der Nacht zum Donnerstag 24 Atomkraftgegner in Gewahrsam genommen, aber bald darauf wieder freigelassen worden.

Nach etwa 15 Minuten setzte der Zug, der vier Castor-Behälter mit Brennstäben aus dem früheren Kernforschungszentrum Karlsruhe und vom atomgetriebenen Forschungsfrachter „Otto Hahn“ zum bundeseigenen Zwischenlager Nord bringt, seine Fahrt fort. Der Atommüll war jahrelang in Südfrankreich gelagert und dort verpackt worden.

„Der Protest richtete sich in erster Linie gegen die ungelöste Atommüllentsorgung. Seit 45 Jahren wird in Deutschland Atomstrom produziert, ohne dass klar ist, was mit den Abfällen passiert“, sagte Sprecher des Informationsnetzwerks contrAtom, Bernd Ebeling. „Auch wenn wir den Zug nicht lange aufhalten konnten, ist das ein Zeichen für den Atomausstieg“, betonte einer der Demonstranten.

Beteiligte an der Aktion, die aus dem niedersächsischen Wendland, Nordbrandenburg und Mecklenburg angereist waren, kritisierten zudem, dass Müll aus westdeutschen Atomanlagen in Lubmin eingelagert werde. „Das ist ein Unding“, sagte einer der Umweltaktivisten. Das Zwischenlager Nord war ursprünglich nur für radioaktiven Müll aus den beiden stillgelegten ostdeutschen Atomkraftwerken in Lubmin und im brandenburgischen Rheinsberg gebaut worden.

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