Terrorattacke Viele Tote bei Talibansturm auf Universität in Pakistan

Islamabad (dpa) - Bei einem Überfall islamistischer Taliban-Kämpfer auf eine Universität nahe der Stadt Peshawar sind nach Angaben des pakistanischen Verteidigungsministers Khwaja Asif mindestens 20 Menschen ermordet und mehr als 20 verletzt worden.

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Außerdem seien alle vier Angreifer getötet worden, teilte der oberste Sprecher des Militärs, Asim Bajwa, mit. Augenzeugen sprachen von sehr jungen und schwer bewaffneten Tätern. Sie waren am Morgen geschützt von dichtem Nebel über einen Hintereingang auf das Gelände der Bacha-Khan-Universität in der mittelgroßen Stadt Charsadda eingedrungen. Gegen 9.30 Uhr (Ortszeit) hatten sie begonnen, auf Studenten und Dozenten zu schießen.

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Die meisten Opfer habe es in einer Unterkunft für männliche Studenten gegeben, berichtete die Zeitung „Dawn“. Auch Explosionen waren zu hören. TV-Sender zeigten Bilder von panisch flüchtenden Studenten und von verzweifelt am Rande der Absperrung wartenden Eltern.

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Nach dreistündigen Gefechten waren keine Schusswechsel mehr zu hören. Aber erst am Nachmittag erklärte das Militär den Einsatz gegen die Terroristen für beendet.

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Viele Pakistaner sprachen in sozialen Medien von einem „schrecklichen Gefühl des Déja-vu“. Vor etwas mehr als einem Jahr hatten Talibankämpfer eine Schule im nahen Peshawar überfallen und dort 136 Kinder ermordet. Die Tat wurde zum nationalen Trauma und zum Ausgangspunkt einer neuen Strategie gegen einige der militanten Islamistengruppen im Land.

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Der Sprecher der Talibangruppe Tehrik-e Taliban (TTP) in der Region Peshawar, Omar Mansoor, kontaktierte Medienhäuser und erklärte, die TTP seien es gewesen. Mansoor hatte bereits die Verantwortung der Taliban für das Schulmassaker in Peshawar bekannt gegeben. Die Taliban hätten nun eine Universität angegriffen, „damit die Leute nicht wieder sagen: Wir töten Kinder“, sagte er. Der Angriff sei ein Racheakt für die Tötung von 350 vom Militär gefangene Taliban.

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Später widerrrief ein anderer TTP-Sprecher das Bekenntnis. Solche Widerrufe geschehen regelmäßig. Das sei ein „lahmer Versuch, Verwirrung zu schaffen“, sagte ein Talibanexperte, Mansoor Mehsud.

Schulen in Peshawar waren schon am Samstag geschlossen geblieben, nachdem Behörden Anschlagswarnungen erhalten hatten. Sie sollen nun für mindestens drei weitere Tage nicht öffnen.

Am späten Abend berichtete das Militär von Fortschritten bei der Identifizierung der Täter. Man habe mithilfe zweier Handys ihre letzten Telefonate nachvollziehen können. Fingerabdrücke der Toten sollen nun bei der Erstellung eines „nachrichtendienstlichen Profils“ helfen.

Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International sagte, der Angriff auf die Universität sei möglicherweise ein Kriegsverbrechen. Bewaffnete Gruppen in Pakistan müssten sich öffentlich dazu verpflichten, keine Zivilisten mehr anzugreifen.

Der pakistanische Präsident Mamnoon Hussain und Ministerpräsident Nawaz Sharif verurteilten die Tat scharf. Sharif sagte, Menschen „die unschuldige Studenten und Bürger angreifen, haben keine Religion, und die Regierung wird sie auslöschen.“

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