USA stehen im Irak vor einem Scherbenhaufen

Der jüngste Gewaltausbruch in Falludscha steht symbolisch für das Scheitern.

US-Außenminister John Kerry.

US-Außenminister John Kerry.

Foto: dpa

Washington. Der Name Falludscha ruft in den Vereinigten Staaten Erinnerungen an einige der verlustreichsten Schlachten im Irak-Krieg wach. Im April und November 2004 lieferten sich US-Marineinfanteristen mit sunnitischen Aufständischen Kämpfe um die Stadt in der Provinz Anbar. Fast genau zwei Jahre nach dem Abzug des US-Militärs aus dem Zweistromland wurde Falludscha jetzt wieder von radikalen Islamisten überrannt — ein Symbol für das Scheitern von Washingtons Irak-Politik.

„Der Irak ist eine Nation, die durch die Zerrüttung und die Fehler der US-geführten Invasion im Jahr 2003 sowie den misslungenen Aufbau eines politischen Systems und einer effektiven Regierung in den folgenden Jahren belastet wird“, heißt es nüchtern in einer Analyse der renommierten Washingtoner Denkfabrik Center for Strategic and International Studies (CSIS) zu den jüngsten Entwicklungen. Das Land stehe „am Rand eines ernsten Bürgerkrieges“.

Trotz heftiger internationaler Kritik hatte der damalige US-Präsident George W. Bush im Frühjahr 2003 den Einmarsch in den Irak befohlen. Das Weiße Haus begründete die Invasion mit angeblichen Massenvernichtungswaffen und Verbindungen von Saddam Hussein zum Terrornetzwerk Al Kaida. Nach dem schnellen Sturz des irakischen Machthabers landete Bush mit einem Kampfjet auf einem Flugzeugträger und erklärte bei dem theatralischen Auftritt die Kämpfe für beendet. Doch der Irak versank in den kommenden Monaten und Jahren im Chaos, während sich die Kriegsgründe als falsch herausstellten. Die Rivalität zwischen der schiitischen Mehrheitsbevölkerung und der sunnitischen Minderheit entlud sich in brutaler Gewalt.

US-Präsident Barack Obama war noch einfacher Senator im Parlament seines Heimatstaats Illinois, als er die Irak-Invasion als „dummen Krieg“ kritisierte. Als er den Konflikt dann nach seiner Wahl zum Präsidenten im November 2008 erbte, hatte sich die Lage entspannt. Mit einer deutlichen Aufstockung der Truppen und einem Pakt mit sunnitischen Stammesmilizen war es den USA gelungen, die Gewalt einzudämmen. Ende 2011 löste Obama sein Wahlversprechen ein und holte die letzten amerikanischen Soldaten heim.

Außenpolitische Falken aus dem Lager der Republikaner werfen Obama vor, mit dem Komplett-Abzug die zarten Hoffnungen auf einen friedlichen Irak zunichte gemacht zu haben. Die Regierung „hat das ganze Ding vermasselt“, sagte der republikanische Senator John McCain.

Die Rückkehr zur Gewalt wurde derweil befeuert von einem Machtkampf zwischen dem schiitischen Regierungschef Nuri al-Maliki und der sunnitischen Opposition, die ihm die Ausgrenzung ihrer Minderheit vorwirft. Zugleich begünstigte der Bürgerkrieg im benachbarten Syrien das Wiedererstarken von Islamisten mit Verbindungen zu Al-Kaida. Die USA greifen der irakischen Armee mit Waffenlieferungen unter die Arme. Keinesfalls werde Washington erneut Soldaten schicken, sagte US-Außenminister John Kerry.

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