US-Afghanistan-Bericht zieht gemischte Bilanz

Washington/Kabul dpa) - Licht und Schatten in Afghanistan: Ein Jahr nach ihrer massiven Truppenverstärkung sehen die USA zwar erhebliche Erfolge. Doch in vielen Gebieten sei die Lage nach wie vor prekär.

Besondere Sorge bereitet die mangelnde Bereitschaft Pakistans, entschlossen gegen die Rückzugsgebiete der Taliban im Grenzgebiet vorzugehen. Mit dem Abzug der USA-Truppen solle nach dem neusten Afghanistanbericht der Regierung wie geplant im Juli nächsten Jahres begonnen werden. Unklar sei aber, wie viele Soldaten nach Hause kommen.

Seit der Truppenverstärkung auf rund 100 000 US-Soldaten in diesem Jahr gebe es „erhebliche Fortschritte“ im Kampf gegen die Taliban und El-Kaida-Kämpfer. Es sei den Truppen gelungen, das Erstarken der Aufständischen zu stoppen. Doch nach wie vor seien die Erfolge „zerbrechlich und umkehrbar“.

Vor allem in der südlichen Kandahar-Provinz - einer Taliban-Hochburg - und in der Helmand-Region habe sich die Sicherheitslage deutlich verbessert. Der Einfluss der Aufständischen sei dort spürbar zurückgedrängt worden, wurde bereits vor der offiziellen Vorstellung des Berichts durch Präsident Barack Obama (1745 MEZ) bekannt.

Zunehmend Sorgen machen sich die Militärs über die verschlechterte Lage in der nordafghanischen Kundus-Region, wo auch die deutschen Soldaten stationiert sind. Hier hätten die Talibankämpfer - trotz massiver Truppenaufstockung der Nato - ihren Einfluss in diesem Jahr ausbauen können. Außerdem würden Milizen, die angeblich die Regierung unterstützten, die Bevölkerung in der Region terrorisieren, berichtet die „New York Times“.

Vor Veröffentlichung des Berichts telefonierte Obama mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karsai. Der Präsidentenpalast in Kabul teilte am Donnerstag mit, die beiden Regierungschefs seien sich einig, dass es militärische Erfolge gebe. In vielen Gegenden habe sich die Sicherheitslage verbessert. In manchen Provinzen müssten Fortschritte aber gefestigt werden.

Kritische Töne gibt es in dem US-Bericht aber an die Adresse Pakistans. Es wurde eine „stärkere Zusammenarbeit“ der pakistanischen Sicherheitskräfte beim Vorgehen gegen Taliban-Rückzugsgebiete in den Grenzregionen angemahnt.

Allerdings weiche der Bericht der Frage aus, wie hoch der geplante Truppenabzug im nächsten Jahr ausfallen soll, berichtet das „Wall Street Journal“. Hier gebe es unterschiedliche Ansicht zwischen Militärs und dem Weißen Haus. Die Militärs würden vor einer raschen Truppenreduzierung warnen, heißt es.

Der Bericht schlägt demnach keine Änderungen der bisherigen Strategie vor. So wollten die USA und die Nato wie geplant im nächsten Jahr mit dem Abzug beginne, bis Ende 2014 soll die Verantwortung an die afghanischen Sicherheitskräfte übergeben werden.

Neuste Umfragen belegen, dass Obama in der Afghanistan-Frage unter erheblichem Druck steht: Einer Umfrage der „Washington Post“ und dem TV-Sender ABC zufolge meinen 60 Prozent der Amerikaner, es lohne sich nicht, dort zu kämpfen.

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