Syrien: Kriegsschiffe und Panzer beschießen Latakia

Damaskus/Kairo (dpa) - Im Krieg gegen seine eigenen Bürger setzt das Regime des syrischen Präsidenten Baschar al-Assad nun sogar Kriegsschiffe ein.

Am zweiten Tag der Offensive gegen die Mittelmeer-Stadt Latakia feuerten Marine-Haubitzen, Mörser und Panzer am Sonntag ihre tödlichen Geschosse auf die südliche Vorstadt Al-Ramle ab, eine Hochburg der örtlichen Opposition. Mindestens 23 Menschen kamen in dem gezielten Beschuss von Wohnvierteln ums Leben, berichteten syrische Exil-Aktivisten.

Rund 20 Panzer und Panzerspähwagen waren zuvor unter heftigem Gewehrfeuer in Al-Ramle vorgerückt. Die Offensive gegen Latakia hatte am Samstag begonnen. In anderen Landesteilen gingen schon früher begonnene Militärkampagnen gegen besonders oppositionell eingestellte Städte weiter.

Eine lange Kolonne von Militärlastwagen und anderen Fahrzeugen fuhr in die Ortschaft Al-Kusair nahe der libanesischen Grenze ein. In Deir al-Zor im Nordosten des Landes gingen Sicherheitskräfte mit Razzien gegen Oppositionelle vor, teilten syrische Aktivisten mit. Insgesamt waren am Samstag nach Angaben von Aktivisten elf Menschen getötet worden.

Die militärische Gewalt des Regimes bringt jedoch die Bürger nicht zum Schweigen. Im Fastenmonat Ramadan versammeln sie sich vor allem nach dem abendlichen Fastenbrechen zu neuen Kundgebungen, die den Zorn des Regimes erregen. Videos, die von Aktivisten am Sonntag ins Internet gestellt wurden, zeigten machtvolle Demonstrationen, zu denen es am Vorabend in den Vorstädten von Damaskus, in Deir al-Zor und in Daraa gekommen war.

US-Präsident Barack Obama erörterte am Samstag mit dem britischen Regierungschef David Cameron und dem saudischen König Abdullah die Lage in Syrien am Telefon. Nach Angaben des Weißen Hauses bekräftigten alle drei Politiker, dass die Gewaltanwendung gegen Zivilisten sofort eingestellt werden müsse. Obama habe mit Cameron und Abdullah enge Konsultationen über das weitere Vorgehen gegen die syrische Führung vereinbart.

In Deutschland verlangten Außenpolitiker von SPD und Grünen einen härteren Kurs der deutschen Außenpolitik gegen Syrien. Notfalls solle Deutschland innerhalb der EU mit eigenen Sanktionen vorangehen, forderte Grünen-Fraktionschef Jürgen Trittin im „Tagesspiegel“ (Sonntag). Der außenpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Rolf Mützenich, begrüßte in der Zeitung die Aufforderung von US-Außenministerin Hillary Clinton zu europäischen Wirtschaftssanktionen gegen Syrien. „Die EU muss ihre Sanktionen auf den Erdöl- und Erdgasbereich ausweiten“, meinte er.

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