Silvio Berlusconi zieht wieder alle Register

Noch liegt der Ex-Regierungschef in Umfragen zurück. Doch der italienische Medienzar legt zu.

Rom. Seine Gegner sprechen von verantwortungsloser Demagogie, von der ewigen Show des „Cavaliere“. Oder sie sehen ein Horror-Szenario auf Italien zukommen, sollte Silvio Berlusconi nach den Parlamentswahlen in gut zweieinhalb Wochen wieder einmal als Sieger auf dem Feld stehen.

Denn der dreimalige Regierungschef hat mit vollmundigen Wahlversprechen und harschen Worten gegen Europa und Deutschland viel Boden gutgemacht. Damit steigt in Italien die Nervosität. Die Märkte und Börsen reagieren negativ: Sie befürchten, in Italien könne nach dem Reformtempo von Ministerpräsident Mario Monti der alte Schlendrian zurückkehren.

„Berlusconi ist unfähig zu regieren, er ist aber auch geschickt und skrupellos“, warnt Dario Franceschini vom Mitte-Links-Bündnis davor, den Milliardär und Medienzar (76) zu unterschätzen. Das tun jetzt nur noch wenige.

Nach seinem erzwungenen Rücktritt Ende 2011 hielten die meisten Italiener das Kapitel Berlusconi mit seinen Skandalen endgültig für beendet. Doch jetzt hat er den Kampf wieder aufgenommen — und das mit einem Erfolg, der seine Gegner erschreckt. Innerhalb weniger Wochen Wahlkampf in der ihm eigenen Art gelang es ihm, die Werte des Mitte-Rechts-Bündnisses spürbar zu verbessern.

Lange Zeit hatte es so ausgesehen, als könne die Linke um den Chef der Demokratischen Partei PD, Pier Luigi Bersani, bei den leicht vorgezogenen Parlamentswahlen Ende Februar einen klaren Sieg einfahren — und damit erstmals wieder seit Romano Prodi den Regierungschef stellen. Doch jetzt schleichen sich Zweifel bei der Linken ein. Silvio forever?

Die zuvor deutlich führende Koalition der linken Mitte liegt nach jüngsten Umfragen nur noch etwa vier Prozentpunkte vor Berlusconis Bündnis, zu dem auch wieder die Lega Nord gehört. Die ganz auf den Cavaliere zugeschnittene PdL hat sich vom Absturz erholt und kommt allein schon wieder auf 20 Prozent.

Die Internetbewegung „5 Sterne“ des Komikers Beppe Grillo folgt an dritter Stelle, das Bündnis der Mitte um Ministerpräsident Monti ist an die vierte Stelle gerutscht. Auf Monti setzen Brüssel und die Märkte. Doch der droht zwischen den alten politischen Lagern zerrieben zu werden.

Bersanis Bündnis leidet darunter, dass die Linke mit dem Skandal um dubiose Geschäfte der drittgrößten Bank MPS in Verbindung gebracht wird. Berlusconi kann sich über die Affäre nur freuen. Er geht mit zugespitzten Äußerungen gegen den Euro und Lob für den früheren Diktator Benito Mussolini auf Stimmenfang weit rechts. Obendrauf verspricht er dann noch ein paar Steuergeschenke.

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