Scharon auf seiner Farm mit militärischen Ehren beigesetzt

Jerusalem (dpa) - Letzte Ruhe für Ariel Scharon: Der frühere israelische Ministerpräsident ist auf seiner Farm im Süden Israels mit militärischen Ehren beigesetzt worden.

Scharon auf seiner Farm mit militärischen Ehren beigesetzt
Foto: dpa

Im Beisein von 1500 Gästen aus aller Welt wurde der Politiker und Militär neben seiner im Jahre 2000 gestorbenen Frau Lily auf der Schikmim-Farm in der Negev-Wüste begraben.

Acht Generäle trugen den in eine blau-weiße Flagge gehüllten Sarg zum Grab. Der 85-Jährige war am Samstag nach acht Jahren Koma gestorben. Scharon, von 2001 bis 2006 Israels Regierungschef, hinterlässt zwei Söhne und mehrere Enkelkinder.

Zahlreiche Trauergäste legten Kränze an dem Grab nieder, darunter auch US-Vizepräsident Joe Biden. Am Vormittag hatte die Staatsführung bei einer emotionalen Gedenkfeier vor dem Parlament in Jerusalem Abschied von dem früheren Ministerpräsidenten genommen. Alle Redner würdigten den umstrittenen Politiker und Militär als historische Persönlichkeit und großen Kämpfer.

Biden sagte, Israels Sicherheit sei Scharons Lebenswerk gewesen. Für Deutschland nahm Außenminister Frank-Walter Steinmeier, für Russland Parlamentspräsident Sergej Naryschkin an der Trauerfeier teil.

Der von Scharon 2005 durchgeboxte Abzug aus dem Gazastreifen sei eine „schwere und umstrittene Entscheidung“ gewesen, sagte Biden, der auch Scharons Söhnen Omri und Gilad sein Beileid aussprach. Scharon habe immer hartnäckig für Israels Sicherheit gekämpft und deshalb sei klar, „warum er den Spitznamen "Bulldozer" bekommen hat“. Biden traf am Rande seines Besuchs auch den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu und den Staatspräsidenten Schimon Peres.

Netanjahu beschrieb Scharon bei der Trauerfeier als einen der Gründerväter Israels. Scharon sei „einer der größten Kämpfer des Volkes Israel und der israelischen Armee“ gewesen.

Peres würdigte Israels 11. Ministerpräsidenten als „Freund, Anführer und Kämpfer“. „Heute nehmen wir Abschied von dir“, sagte Peres, der Scharon bereits als jungen Geschichtsstudenten kennengelernt hatte. „Du warst die Schulter, auf der die Sicherheit unseres Volkes ruhte.“ Scharons Leben sei „mit der Geschichte des Staates (Israel) verwoben“.

Der Nahost-Gesandte Tony Blair sagte, Scharon habe eine umfassende Friedenslösung in der Region angestrebt. „Er hat nicht als Träumer nach Frieden gestrebt, aber er hat von Frieden geträumt.“

Am Rande der Zeremonie traf Steinmeier auch Netanjahu und seinen israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman. Wegen Scharons Tod musste das Programm für Steinmeiers erste Nahost-Reise nach der Rückkehr ins Auswärtige Amt geändert werden. Er rief Israelis und Palästinenser, die seit Juli wieder Friedensgespräche führen, erneut zu Kompromissbereitschaft auf.

Das Begräbnis fand unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Scharons Schikmim-Farm liegt in der Nähe der Stadt Sderot unweit des palästinensischen Gazastreifens. Kurz nach dem Begräbnis feuerten militante Palästinenser zwei Mörsergranaten auf Israel. Ein israelischer Polizeisprecher bestätigte, die Geschosse seien in der Nähe von Sderot eingeschlagen. Es gebe weder Sachschaden noch Verletzte.

2007 war eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete auf der Farm eingeschlagen. Israels Raketenabwehr war vor dem Begräbnis in erhöhte Alarmbereitschaft versetzt und eine weitere Batterie des Abwehrsystems Eisenkuppel aufgestellt worden.

Palästinenser im Gazastreifen hatten Scharons Tod gefeiert. Während des Libanon-Krieges hatten mit Israel verbündete libanesische Milizen 1982 Hunderte Palästinenser in den Flüchtlingslagern Sabra und Schatila ermordet. Dem damaligen Verteidigungsminister Scharon wurde später eine Mitschuld vorgeworfen.

Scharons Söhne ehrten ihren Vater nach der Beisetzung. „Du hast immer wieder das Unmögliche zur Realität gemacht“, sagte der 49-jährige Gilad. Er erinnerte an den Tod seines Bruders, der im Alter von zehn Jahren bei einem Gewehrunfall gestorben war. „Dieser Vorfall hat unsere Familie mehr als alles andere beeinflusst“, sagte er. Scharon habe darunter zeitlebens gelitten.

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