Wahlbeteiligung auf Rekordkurs Prognose: Separatisten in Katalonien insgesamt vorne

Barcelona (dpa) - Bei der Parlaments-Neuwahl in der spanischen Konfliktregion Katalonien zeichnet sich immer deutlicher eine absolute Mehrheit der Separatisten ab.

Wahlbeteiligung auf Rekordkurs: Prognose: Separatisten in Katalonien insgesamt vorne
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Nach Auszählung von rund 70 Prozent der Stimmen kommen die drei für eine Unabhängigkeit eintretenden Parteien am Donnerstag zusammen auf 70 der insgesamt 135 Sitze des Parlaments in Barcelona, wie am späten Abend aus Veröffentlichungen der katalanischen Wahlbehörde hervorging. Für eine absolute Mehrheit reichen 68 Sitze.

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Nach den vorläufigen Zahlen lag zwar die liberale Partei Ciudadanos der Spitzenkandidatin Inés Arrimadas mit 35 Sitzen vorne. Die 36-jährige Gegnerin einer Abspaltung der Region von Spanien hat allerdings aufgrund des schlechten Abschneidens ihrer möglichen Koalitionspartner laut Beobachtern keine Chance auf eine Regierungsbildung.

Dafür könnte es ein Comeback des Ende Oktober abgesetzten Regionalpräsidenten Carles Puigdemont geben. Puigdemonts separatistische Allianz JuntsxCat (Gemeinsam für Katalonien) lag mit 34 Sitzen vorerst an zweiter Stelle.

Die Neuwahl fand knapp zwei Monate nach der Absetzung der Separatisten-Regierung durch die Zentralregierung in Madrid statt. Dabei zeichnete sich eine Rekordbeteiligung ab. Schon vor Öffnung der 2680 Wahllokale hatten sich am Morgen vielerorts lange Schlangen gebildet. Umfragen hatten wochenlang ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den Separatisten und ihren Gegnern vorausgesagt.

Für Katalonien ist die Wahl extrem wichtig und richtungsweisend: Sollten die separatistischen Parteien tatsächlich erneut auf eine absolute Mehrheit der Sitze kommen, würden sie ihre Unabhängigkeitsbestrebungen und den Konfrontationskurs zur Zentralregierung in Madrid vermutlich fortsetzen.

Die Zentralregierung hatte nach einem Unabhängigkeitsbeschluss des Parlaments in Barcelona Ende Oktober die Separatisten entmachtet und die Kontrolle in der Region übernommen. Die Zwangsverwaltung soll in dem Moment enden, in dem eine neue Regionalregierung ihr Amt antritt. Dies könnte aber im Falle von langwierigen und schwierigen Koalitionsverhandlungen Wochen oder sogar Monate dauern.

Die Wahl galt als höchst ungewöhnlich, da einige Kandidaten unter dem Vorwurf der Rebellion im Gefängnis sitzen und Ex-Regionalchef Puigdemont sich nach Brüssel abgesetzt hat, um einer Festnahme zu entgehen. Mit Spannung wird erwartet, wie Puigdemont auf das Wahlergebnis reagieren wird. Kehrt er nach Katalonien zurück, droht ihm die sofortige Festnahme.

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