Pompöser Abschied von Kim Jong Il

Zehntausende säumen die Straßen der Hauptstadt, um dem verstorbenen Diktator die letzte Ehre zu erweisen.

Pjöngjang. Mit einer pompös inszenierten Staatstrauer hat die Atommacht Nordkorea von ihrem langjährigen Alleinherrscher Kim Jong Il Abschied genommen. Das Staatsfernsehen zeigte am Mittwoch Bilder, wie der mit weißen Blumen und einer Parteifahne geschmückte Sarg des gestorbenen Diktators in einem Autokorso durch die Hauptstadt Pjöngjang gefahren wurde. Nach zehn Tagen organisierter Massentrauer säumten noch einmal Zehntausende Nordkoreaner bei starkem Schneefall die Straßen der Hauptstadt, um Kim die letzte Ehre zu erweisen.

Direkt neben dem Leichenwagen lief anfangs der jüngste Sohn Kims und auserkorene Nachfolger Kim Jong Un. Damit wurde nach Ansicht von Beobachtern noch einmal demonstriert, dass der noch nicht 30-jährige Sohn — das genaue Alter ist unbekannt — als künftiger starker Mann seine Position weiter gefestigt hat.

Kim Jong Un gilt allerdings als politisch wie militärisch unerfahren. Er wurde begleitet von ranghohen Militärs und anderen Funktionären. Unter ihnen befanden sich auch Kim Jong Uns Onkel Jang Song Thaek (65), der seit längerem als graue Eminenz des Regimes gilt, sowie der Chef des Generalstabs der mächtigen Volksarmee, Ri Yong Ho.

Die nordkoreanische Hauptstadt war an zahlreichen Stellen Schauplatz kollektiver Trauer, die sich zum Teil bis zur Hysterie steigerte. Menschen schlugen sich mit der Hand auf die Brust und zuckten scheinbar ekstatisch vor Seelenschmerz. Die Medien berichteten von Ohnmachtsfällen unter den Trauernden.

Im Westen reagierte man schon in den vergangenen Tagen irritiert auf solche Bilder. Viele fragen sich angesichts der strikten Reisebeschränkungen, des täglichen Existenzkampfs und der schlechten Lebensbedingungen im Land, ob die Trauer tief empfunden oder inszeniert ist.

Die staatlich ausgerufene Trauerzeit soll am Donnerstag mit einer landesweiten Gedenkfeier zu Ende gehen.

Kim Jong Il war nach offizieller Darstellung am 17. Dezember nach einem Herzinfarkt gestorben. Er hatte das abgeschottete kommunistische Land 17 Jahre lang mit eiserner Faust regiert.

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