Aufruf zu Mitgefühl Papst beklagt „Kriegsstürme“ der Welt

Rom (dpa) - Papst Franziskus hat in seiner Weihnachtsbotschaft „Kriegsstürme“ beklagt und die Menschen zu mehr Mitgefühl aufgerufen.

Aufruf zu Mitgefühl: Papst beklagt „Kriegsstürme“ der Welt
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Ein „inzwischen überholtes Entwicklungskonzept“ führe „zum Niedergang des Menschen, des Sozialgefüges und der Umwelt“, sagte der Pontifex am ersten Weihnachtsfeiertag auf dem Petersplatz in Rom. Die Menschen müssten sich dafür einsetzen, „unsere Welt menschlicher und würdiger für die Kinder von heute und morgen zu gestalten“. Insbesondere rief er zum Frieden für Jerusalem, Syrien, Irak, Jemen und in Korea, Venezuela und Afrika auf.

Anschließend spendete das Katholiken-Oberhaupt vor etwa 50 000 Gläubigen von der Loggia des Petersdoms aus den traditionellen „Urbi et Orbi“-Segen. An Weihnachten feiern Christen weltweit die Geburt Jesu vor mehr als 2000 Jahren.

Franziskus nahm als erstes auf die Jerusalem-Krise Bezug und warnte vor einer weiteren Zuspitzung des Konflikts zwischen Israel und den Palästinensern. „Wir beten, dass sich bei den Kontrahenten der Wille durchsetze, den Dialog wieder aufzunehmen, und dass man endlich zu einer Verhandlungslösung gelange, die innerhalb von miteinander vereinbarten und international anerkannten Grenzen eine friedliche Koexistenz zweier Staaten ermöglicht“, sagte der Argentinier.

US-Präsident Donald Trump hatte Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkannt. Der Schritt löste internationale Kritik aus und führte zu weiteren Unruhen. Die UN-Vollversammlung stimmte in einer nicht bindenden Resolution mit großer Mehrheit gegen eine solche Anerkennung. Franziskus hob die Bemühungen derer hervor, „die in der internationalen Gemeinschaft den guten Willen haben, jenem geplagten Land beizustehen, dass es trotz der schwerwiegenden Hindernisse zur langersehnten Eintracht, Gerechtigkeit und Sicherheit finde“.

Der Pontifex ging zudem auf das Leid der Kinder ein und rief dazu auf, Migrantenkinder willkommen zu heißen. „Wir erblicken Jesus in den vielen Kindern, die gezwungen sind, ihre Länder zu verlassen, alleine unter unmenschlichen Bedingungen zu reisen und so zur einfachen Beute der Menschenhändler werden. In Ihren Augen sehen wir das Drama vieler Zwangsmigranten, die sogar ihr Leben riskieren, um kräftezehrende Reisen auf sich zu nehmen, die zuweilen in Tragödien enden“, so der Papst. „Unser Herz möge nicht verschlossen sein, wie es die Häuser von Betlehem waren.“

Schon bei der Christmette an Heiligabend hatte Franziskus zu mehr Mitgefühl für Flüchtlinge aufgerufen. Dabei nahm er die Weihnachtsgeschichte als Bild für die heutige Zeit: Auch Maria und Joseph hätten bei ihrer Ankunft in Bethlehem die Erfahrung machen müssen, dass „sie dort niemand erwartete, dass dort kein Platz für sie war“. Franziskus setzt sich seit Beginn seiner Amtszeit besonders für Flüchtlinge und Ausgegrenzte ein.

„Wir sehen die Spuren von Millionen Menschen, die nicht freiwillig gehen, sondern gezwungen sind, sich von ihren Lieben zu trennen, weil sie aus ihrem Land vertrieben werden“, fuhr der Papst fort. Oft sei es ein Aufbruch mit dem Namen: Überleben. „Die aktuellen Nachfolger des Herodes zu überleben, die zur Durchsetzung ihrer Macht und zur Mehrung ihrer Reichtümer nicht davor zurückschrecken, unschuldiges Blut zu vergießen.“ Weihnachten sei die Zeit, „die Kraft der Angst in eine Kraft der Liebe zu verwandeln, in eine Kraft für eine neue Auffassung von Nächstenliebe“.

Am 24. Dezember feierten auch Tausende Christen aus aller Welt im Heiligen Land Weihnachten. In Bethlehem im palästinensischen Westjordanland traf am frühen Nachmittag die traditionelle Weihnachtsprozession ein. Das Oberhaupt der katholischen Kirche im Heiligen Land, Pierbattista Pizzaballa, führte die Prozession aus Jerusalem an. Er zelebrierte auch die Mitternachtsmesse in der St. Katharinenkirche neben der Geburtskirche in Bethlehem. Sie steht an der Stelle, die als Geburtsort Jesu verehrt wird.

Im Beisein von Palästinenserpräsident Mahmud Abbas ging auch Pizzaballa auf den Jerusalem-Konflikt ein. Jerusalem sei eine Stadt des Friedens, aber es herrsche kein Frieden, wenn jemand ausgeschlossen werde. „Die Mutter, Jerusalem ist unsere Mutter, liebt alle ihre Kinder. Wenn eins fehlt, findet die Mutter keinen Frieden“, sagte Pizzaballa.

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