Trotz Warnungen Nordkorea meldet neuen Test einer Interkontinentalrakete

Pjöngjang/Seoul (dpa) - Nordkorea hat nach eigenen Angaben erstmals eine Interkontinentalrakete (ICBM) getestet, die auch die USA erreichen kann.

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Der Test der Hwasong-14 genannten Rakete, den Machthaber Kim Jong Un persönlich angeleitet habe, sei erfolgreich gewesen, berichteten die Staatsmedien am Dienstag unter Berufung auf die Akademie für Verteidigungswissenschaft des Landes. Nordkorea könne „jeden Teil der Welt mit Atomwaffen treffen“.

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Mit dem Test einer ICBM wäre eine neue Eskalationsstufe im Streit um Nordkoreas Atomprogramm erreicht, der als einer der gefährlichsten Konflikte weltweit gilt. Das weithin isolierte Land arbeitet seit Jahren an der Entwicklung von Langstreckenraketen, die auch die USA erreichen können. Anchorage in Alaska ist 6000 Kilometer von Pjöngjang entfernt, Berlin knapp 8000 Kilometer.

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Die US-Streitkräfte, die den Test aufzeichneten, sprachen zunächst von einer landgestützten Mittelstreckenrakete, die Nordkorea abgefeuert habe. Sie flog demnach 37 Minuten und somit länger als bei früheren nordkoreanischen Raketenversuchen.

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Als Interkontinentalraketen gelten Raketen mit einer Reichweite von mehr als 5500 Kilometern. Sie werden üblicherweise mit Atomsprengköpfen bewaffnet und folgen nach Verlassen der Erdatmosphäre einer ballistischen Flugbahn. UN-Resolutionen verbieten der kommunistischen Führung Nordkoreas den Test ballistischer Raketen.

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Nach Angaben Pjöngjangs erreichte der Flugkörper nach dem Start in der nordwestlichen Provinz Nord-Pyongan eine Höhe von 2802 Kilometern. Sie sei 933 Kilometer weit geflogen, bevor sie nach einer Flugzeit von 39 Minuten ihr Ziel im Japanischen Meer (koreanisch: Ostmeer) getroffen habe.

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Zuvor hatten bereits die südkoreanischen und amerikanischen Streitkräfte mitgeteilt, dass das Nachbarland eine ballistische Rakete abgefeuert habe, die rund 930 Kilometer in Richtung offenes Meer geflogen sei. Südkorea schließe nicht aus, dass es eine ICBM gewesen sein könnte, sagte Präsident Moon Jae In in Seoul bei einem Treffen des Nationalen Sicherheitsrats.

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Der US-Physiker David Wright erklärte in seinem Blog, sollten die Angaben des US-Pazifikkommandos stimmen, hätte die Rakete möglicherweise bei einer normalen Flugbahn eine maximale Reichweite von 6700 Kilometern und könnte damit Alaska erreichen. Bei einer angenommenen Flugzeit von 37 Minuten müsse sie aber zunächst über 2800 Kilometer in die Höhe gestiegen sein.

Der jüngste Test wurde auch als Warnsignal an die Regierung in Washington verstanden, der Nordkorea eine feindselige Politik unterstellt. Das bestreitet Washington. US-Präsident Donald Trump hatte mehrfach mit Alleingängen in dem Konflikt gedroht und auch militärische Aktionen nicht ausgeschlossen. Nach dem jüngsten Test twitterte Trump jedoch, vielleicht werde China Maßnahmen gegen Nordkorea ergreifen, um „diesen Unsinn“ zu beenden.

Südkorea und Japan verurteilten den Test als Provokation. Damit habe Nordkorea erneut gegen UN-Resolutionen verstoßen. Nach Angaben Japans stürzte die Rakete wahrscheinlich in die exklusive Wirtschaftszone des Landes - einer 200-Meilen-Zone vor der Küste.

Tokio erklärte, zusammen mit den USA und Südkorea mehr Druck auf Nordkorea ausüben zu wollen. Ministerpräsident Shinzo Abe rief zugleich die Präsidenten Chinas und Russlands, Xi Jinpin und Wladimir Putin, auf, beim bevorstehenden G20-Gipfel in Hamburg eine „konstruktive“ Rolle im Konflikt mit Nordkorea zu spielen.

Die russische Führung zeigte sich besorgt. Der Raketentest liefere jenen Argumente, die weitere Spannungen schüren wollten, sagte Vizeaußenminister Sergej Rjabkow. Der Außenpolitiker Leonid Sluzki betonte, Gespräche mit der Führung in Pjöngjang seien nun wichtiger denn je. „Man muss verhandeln, in den Dialog treten und Pjöngjang weniger provozieren, indem man einen Flugzeugträger an seine Grenzen verlegt“, sagte der Duma-Abgeordnete. Die USA hatten im April vorübergehend mit der Verlegung eines Flottenverbandes auf nordkoreanische Raketentests reagiert.

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