Neun Tote am Jahrestag der Revolte in Ägypten

Kairo (dpa) - Vor drei Jahren war der Tahrir-Platz das Symbol für den Aufstand gegen den autoritären Polizeistaat. Jetzt feiern diejenigen dort, die ihn wiederherstellen wollen.

Neun Tote am Jahrestag der Revolte in Ägypten
Foto: dpa

Überschattet von Gewalt und strengsten Sicherheitsvorkehrungen hat Ägyptens Übergangsregierung den dritten Jahrestag der Revolution von 2011 gefeiert. Bei Zusammenstößen zwischen Sicherheitskräften und Regierungsgegnern kamen landesweit neun Menschen ums Leben, 50 wurden laut Gesundheitsministerium verletzt. Zehntausende Anhänger der Führung strömten am Samstag mit ägyptischen Fahnen und Bildern des obersten Militärs, General Abdel Fattah al-Sisi, zum Tahrir-Platz im Zentrum von Kairo. Eher kleinere Gegenkundgebungen der Muslimbruderschaft und von Revolutionsaktivisten löste die Polizei mit Gewalt auf.

Neun Tote am Jahrestag der Revolte in Ägypten
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Am 25. Januar 2011 hatten auf dem Tahrir-Platz Massenproteste gegen den autoritären Polizeistaat begonnen. Sie weiteten sich auf das ganze Land aus und zwangen nach 18 Tagen den Langzeitherrscher Husni Mubarak zum Rücktritt.

Sympathiekundgebungen für die Regierung fanden am Samstag auch in anderen Teilen Kairos und in den meisten Städten des Landes statt. Auch die Muslimbruderschaft sowie Gruppen, die sich dem Geist der Revolte von 2011 verpflichtet fühlen, hatte landesweit zu Protesten aufgerufen.

Die Demonstration der Regierungsanhänger auf dem Tahrir-Platz wirkte teils wie ein organisiertes Familienfest, teils wie eine Kampagnen-Veranstaltung für Al-Sisi. Zu sehen waren Transparente mit Aufschriften wie „Erfülle deine Mission!“. Der mächtige Militärchef hatte im vergangenen Juli den gewählten islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi gestürzt, die Macht aber formal in die Hände einer zivilen Übergangsregierung gelegt. In spätestens drei Monaten sollen Präsidentenwahlen abgehalten werden. Al-Sisi hat seine Kandidatur noch nicht erklärt, sie gilt aber als wahrscheinlich.

Die Sicherheitsvorkehrungen am Samstag waren enorm. Militärhubschrauber kreisten in der Luft. Armeepanzer und Stacheldraht riegelten den Tahrir-Platz hermetisch ab. Die Teilnehmer der Kundgebung mussten durch eigens aufgestellte Sicherheitsschleusen gehen, um das Einschmuggeln von Waffen und Bomben zu verhindern. Gegendemonstranten konnten sich nur an einer der Zugangsstraßen formieren. Die Polizei trieb sie mit Tränengas und Schüssen in die Luft auseinander.

Bombenanschläge am Vortag steigerten die Nervosität zusätzlich. Die Al-Kaida-nahe Organisation Ansar Beit al-Makdis hatte am Freitag vor der Sicherheitsdirektion der Kairoer Polizei eine massiven Sprengladung gezündet. Bei der Explosion im Morgengrauen starben vier Menschen. Bei zwei weiteren Anschlägen waren zwei Menschen getötet worden.

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