Lech Walesa soll für Sicherheitsdienst gearbeitet haben

Warschau (dpa) - Bisher unbekannte Papiere des einstigen Innenministers Czeslaw Kiszczak belasten den polnischen Friedensnobelpreisträger Lech Walesa: Er soll in den 70er-Jahren geheimer Mitarbeiter des kommunistischen Sicherheitsdienstes gewesen sein.

Lech Walesa soll für Sicherheitsdienst gearbeitet haben
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Im Privatarchiv des im November gestorbenen Kiszczak fanden Ermittler eine entsprechende Verpflichtung mit der Unterschrift Walesas. Ein Archivar habe bestätigt, dass es sich um ein authentisches Dokument handelt, sagte Lukasz Kaminski, Präsident des Instituts des Nationalen Gedenkens (IPN). Insgesamt sei die Akte Walesa fast 300 Seiten dick.

Lech Walesa soll für Sicherheitsdienst gearbeitet haben
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Das IPN ist für die juristische Aufarbeitung der kommunistischen Vergangenheit zuständig. Kiszczaks Witwe hatte der Behörde am Dienstag das Archiv ihres Mannes angeboten. Mehrere Aktenpakete wurden seitdem sichergestellt, am Donnerstag durchsuchten IPN-Ermittler zudem das Ferienhaus Kiszczaks in Masuren, um festzustellen, ob es noch mehr Material gibt.

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Walesa selbst widersprach den seit Jahren kursierenden Spekulationen, er sei unter dem Tarnnamen „Bolek“ ein Agent des Sicherheitsapparates gewesen. In seinem Mikroblog schrieb Walesa, der sich derzeit in Caracas aufhält: „Es kann kein Material geben, das von mir stammt. Wenn es so war, wäre es gefälscht. Das werde ich vor Gericht beweisen.“

Der einstige Arbeiterführer erhielt Rückendeckung von Weggefährten und seiner Familie. „Die Dokumente können präpariert worden sein“, sagte Jerzy Borowczak, einer der Initiatoren des Streiks auf der Danziger Leninwerft im August 1980. „Die Dokumente haben null Wert“, sagte der Europaabgeordnete Jaroslaw Walesa, der einer der Söhne Walesas ist, der polnischen Nachrichteagentur PAP. „Wir alle wissen, dass Dokumente gefälscht wurden, vor allem, wenn es um meinen Vater geht.“

„Ich meine, dass diese seit 25 Jahren immer wieder aufgewärmte Sache mit Blick auf das Bild Polens bedauerlich ist“, reagierte EU-Ratspräsident Donald Tusk auf den IPN-Bericht. Nun müsse in aller Ruhe untersucht werden, ob die Dokumente tatsächlich etwas Neues enthielten.

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