Lage nach Unruhen in Haiti etwas beruhigt

Port-au-Prince (dpa) - Nach den von der Verkündung des Wahlergebnisses ausgelösten Unruhen in Haiti hat sich die Lage in der Nacht zum Donnerstag etwas beruhigt.

Oppositionskandidat Michel Martelly rief seine Anhänger auf, nur friedlich gegen den vermeintlichen Wahlbetrug zu protestieren. Zuvor war es zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Alle internationalen Fluggesellschaften sagten daraufhin ihre Flüge nach Port-au-Prince ab.

Die Proteste gegen das offizielle Wahlergebnis, nach dem Martelly aus dem Rennen um die Präsidentschaft raus ist, waren am Mittwoch zu einem landesweiten Aufstand gegen die Regierung von Präsident René Préval eskaliert. Anhänger Martellys, die sich um den Erfolg ihres Kandidaten betrogen fühlen, zündeten in Port-au-Prince und in anderen Städten die Büros der Regierungspartei Inité an.

Laut Wahlkommission hat Mirlande Manigat, die Frau des ehemaligen Präsidenten Leslie Manigat, den ersten Wahldurchgang mit 31,37 Prozent der Stimmen gewonnen und muss sich nun im Januar in einer Stichwahl dem zweitplatzierten Jude Celestin (22,48 Prozent) stellen. Martelly landete mit 21,89 Prozent knapp hinter dem Zögling von Präsident Préval, was das Fass bei seinen Anhängern zum Überlaufen brachte.

Überall wurden Wahlplakate des Préval-Kandidaten Celestin von der wütenden Menschenmenge niedergerissen und verbrannt. Läden wurden geplündert. Weder die haitianische Polizei noch die im Lande stationierten Truppen der UN-Mission Minustah zeigten sich in der Lage, die Menge zu stoppen. In der Stadt Les Cayes starben nach Angaben des Senders Signal FM zwei Menschen. Auch aus Cap Haitien im Norden wurde am Mittwoch der Tod eines Menschen gemeldet.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich besorgt und forderte eine Überprüfung der Wahl. Préval forderte die Menschen auf, Ruhe zu bewahren und die Stichwahl abzuwarten. In einer Rede an die Nation sagte aber auch er, die Ergebnisse seien nicht endgültig, und stellte eine Lösung in Aussicht. Die US-Botschaft hatte zuvor bereits erklärt, Washington sei bereit, die Wahlergebnisse zu überprüfen und dem haitianischen Volk zu seinem Recht zu verhelfen.

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