Krawalle in Tunis trotz Ausgangssperre

Paris (dpa) - Trotz Verhängung einer nächtlichen Ausgangssperre in der tunesischen Hauptstadt Tunis gehen die sozialen Proteste in dem nordafrikanischen Land unvermindert weiter.

Augenzeugen berichteten am Mittwochabend von schweren Krawallen in mehreren Armenvierteln sowie zahlreichen Verletzten. Krankenwagen fuhren mit heulenden Sirenen durch die Stadt, mehrere Polizeiwachen wurden demnach in Brand gesteckt. In den Straßen waren Schüsse zu hören.

Die Demonstranten hätten die Abdankung des autokratische Langzeitpräsident Zine el Abidine Ben Ali gefordert und ihn und seine Familie verunglimpft, berichteten Gewerkschaftssprecher.

Auch aus anderen Teilen des Landes gab es Berichte über erneute Krawalle. In der rund 450 Kilometer von Tunis entfernten Stadt Gafsa soll die Polizei nach Angaben von Augenzeugen vor den Demonstranten geflohen sein. Mehrere Geschäfte seien geplündert worden.

Ben Ali hatte am Mittwoch den Innenminister gefeuert und verkündet, inhaftierte Demonstranten freizulassen. Zum Schutz wichtiger Gebäude marschierten Soldaten auf. Der seit Mitte Dezember anhaltende Protest gegen die hohe Arbeitslosigkeit hat sich mittlerweile zu einer regimekritischen Massenbewegung in diversen Orten des Landes ausgeweitet. Die Zahl der bei den Krawallen ums Leben gekommenen Menschen wird auf bis zu 50 geschätzt.

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