Knappes Rennen um die Macht in Österreich

Die Zeichen bei der Wahl am Sonntag stehen auf eine große Koalition.

Wien. Am Sonntag wählen die Österreicher ihr neues Bundesparlament, den Nationalrat. Insgesamt sind mehr als 6,3 Millionen Menschen dazu aufgerufen, ihre Stimme abzugeben.

Allen Umfragen zufolge wird die regierende sozialdemokratische SPÖ wie ihr Koalitionspartner, die konservative ÖVP, mit Verlusten rechnen müssen. Für eine Weiterführung der von beiden Seiten erwünschten großen Koalition könnte es also knapp werden, sie scheint aber weiter möglich.

So viele Parteien wie noch nie haben die Möglichkeit, den Einzug ins Parlament zu schaffen. Nach den Regierungsparteien kämpft die rechte FPÖ mit den Grünen um den Platz drei.

Mit Spannung wird das Abschneiden des 81-jährigen Politneulings und Milliardärs Frank Stronach (Foto) erwartet: Einst deutlich zweistellige Umfragewerte für sein Team Stronach schmolzen zuletzt wegen skurriler Auftritte des Gründers des Autoteilezulieferers Magna auf sechs bis acht Prozent.

Dennoch mangelt es dem Milliardär nicht an Selbstbewusstsein. „Keiner hat Österreich mehr gedient als ich.“ Stronach ist es gewöhnt, dass alles auf sein Kommando hört. Von Österreich hätte er sich schon etwas mehr Dankbarkeit erwartet, dass er jetzt eine Partei gegründet hat — so klingt es immer wieder in seinen teils chaotisch ablaufenden Interviews durch. Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter wuchs er in ärmsten Verhältnissen in der Steiermark auf.

„Strohsack“ hieß er mit Nachnamen — den ließ er in Stronach umwandeln. Als Auswanderer baute der gelernte Werkzeugmacher in Kanada aus einer Garage heraus den Weltkonzern Magna auf.

Mit Heinz-Christian Strache von der FPÖ lieferte er sich im Wahlkampf einen Oben-ohne-Contest und zeigte stolz seinen nackten Oberkörper: „Zum Glück hat er das Hemd ausgezogen — nicht die Hose“, kommentierte Tochter Belinda. Stronach ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Abzuwarten ist, ob diese Art von Wahlkampf bei den jungen Wählern ankommt. Bereits zum zweiten Mal nach 2008 dürfen bei Nationalratswahlen auch Jugendliche ab 16 Jahren ihr Kreuz machen. Die Wahllokale schließen um 17 Uhr. Ab dann werden erste Hochrechnungen veröffentlicht. Das vorläufige Endergebnis wird am Sonntagabend verkündet. Das endgültige Ergebnis wird erst am Montag feststehen, wenn alle Briefwahl-Stimmen ausgezählt wurden. dpa

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