Kein Comeback für Ex-Diktator „Baby Doc“

Polizei nimmt Jean-Claude Duvalier nur 48 Stunden nach seiner Rückkehr fest.

Port-au-Prince. Das dürfte sich Haitis Ex-Diktator „Baby Doc“ ganz anders vorgestellt haben. Er wolle sich in den Dienst des Landes stellen und den Menschen helfen, sagte der 59-jährige Jean-Claude Duvalier bei seiner Ankunft am Sonntagabend.

Knappe 48 Stunden später saß er in einem Polizeiwagen. Vor dem Luxus-Hotel Karibe in Pétionville, einem Vorort der Hauptstadt Port-au-Prince, versammelten sich am Dienstag hunderte Anhänger und Gegner, Journalisten und Neugierige. Seit dem Vormittag kursierten Gerüchte über die bevorstehende Festnahme, die sich mit der Ankunft von Polizei, Staatsanwaltschaft, Rechtsanwälten und einem Richter stündlich verdichteten.

„Baby Doc“ wurde in seinem Hotelzimmer verhört und dann unter massiven Sicherheitsvorkehrungen aus dem Hotel eskortiert. Was mit dem früheren Potentaten, der 1986 nach rund 15 Jahren Herrschaft aus dem Land gejagt wurde, jetzt geschieht, war zunächst noch völlig offen.

Auch über die Gründe für seine Festnahme wurden nichts mitgeteilt. Begleitet von seiner Frau Véronique und einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften stieg er etwas steif aus der dritten Etage des Hotels über die Treppen hinab. Er lächelte und winkte der Menge zu.

Menschenrechtler hatten nach der Rückkehr an die Gräueltaten und Verbrechen unter seiner Herrschaft und der seines Vorgängers und Vaters „Papa Doc“ erinnert. Sie forderten Haitis Behörden auf, nun die Chance zu ergreifen und „Baby Doc“ endlich den längst überfälligen Prozess zu machen.

Die Frage war, ob es zur Anklage kommt und wenn ja, wie diese lautet. In Haiti sind noch Prozesse anhängig, denn Duvalier wird vorgeworfen, bis 1986 dreistellige Millionenbeträge abgezweigt zu haben. Er führte lange Zeit an der Côte d’Azur ein Leben in Saus und Braus.

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