Johannes Paul II. wird am 1. Mai seliggesprochen

Rom (dpa) - Der populäre polnische Papst Johannes Paul II. wird in Rekordzeit seliggesprochen. Die feierliche Zeremonie ist am 1. Mai geplant - nur sechs Jahre nach seinem Tod.

Das teilte der Präfekt der Kongregation für die Selig- und Heiligsprechungsprozesse, Kardinal Angelo Amato, am Freitag in Rom mit. Papst Benedikt XVI., Nachfolger von Karol Wojtyla, habe dem entsprechenden Dekret zugestimmt. Das Dokument führt auch eine für die Seligsprechung unabdingbare Wunderheilung durch Wojtyla auf.

Die Zeremonie für Johannes Paul II. ist auf den ersten Sonntag nach Ostern gelegt worden. Benedikt selbst werde die Feier der Seligsprechung - die Stufe vor einer Heiligsprechung - leiten, berichtete Vatikansprecher Federico Lombardi am Freitag. In Rom wird damit gerechnet, dass dieser feierliche Akt Gläubige in Massen wie zuletzt zum Tod Johannes Pauls anziehen dürfte. Im April 2005 kamen an die vier Millionen Menschen zu den Trauerfeiern nach Rom.

Entscheidend für die Seligsprechung in Rekordzeit war eine angebliche Wunderheilung, die das polnische Kirchenoberhaupt der Katholiken nach seinem Tod erwirkt haben soll. Es handelt sich um die Genesung der französischen Ordensschwester Marie Simon-Pierre. Sie soll plötzlich von der Parkinson-Krankheit befreit gewesen sein, nachdem Johannes Paul in den Monaten nach seinem Tod in Gebeten um Hilfe angefleht worden war. Johannes Paul II. litt auch an Parkinson.

Viele Katholiken hatten schon gleich nach dem Tod des beliebten Pontifex, der wegen seiner zahlreichen Reisen auch der „eilige Vater“ genannt wurde, auf schnelle Heiligsprechung gedrungen. Benedikt XVI. erhörte ihren „Santo-subito“-Ruf rasch und leitete nach nur knapp drei Monaten den Prozess der Seligsprechung ein. Normalerweise kann dieser Vorgang erst fünf Jahre nach dem Tod beginnen. Im Dezember 2009 erkannte Joseph Ratzinger in einem Dekret die für die Kanonisierung notwendigen „heroischen Tugenden“ seines polnischen Vorgängers an.

Mit Begeisterung reagierte Polen auf die Nachricht aus Rom. „Der Traum von Millionen Menschen geht nun in Erfüllung“, sagte der Primas von Polen, Erzbischof Jozef Kowalczyk. Menschen, die Zeugen des Lebens von Johannes Paul II. gewesen seien, könnten sich nun bestätigt fühlen. Große Freude äußerte auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch. Johannes Paul II. habe weit über den Raum der katholischen Kirche hinaus Anerkennung, Respekt und Zuneigung erfahren, erklärte Zollitsch.

Ein „schönes Zeichen für die Jugend der Welt“ nannte der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) die Ankündigung. Die katholische Jugend freue sich über die Seligsprechung Johannes Pauls: „Seine Authentizität, seine ehrlichen Worte und sein Charisma haben die Jugendlichen begeistert“, hielt der Verband in Düsseldorf fest.

Als möglicher Zeitpunkt für die offizielle Zeremonie der Seligsprechung waren auch der 2. April, der Todestag Wojtylas, und Mitte Oktober anlässlich des Jahrestages seiner Ernennung zum Papst am 16. Oktober 1978 genannt worden. Der Sarg des seligen Papstes soll aus der Grotte des Vatikans in den Petersdom übergeführt werden und auf der rechten Seite in der Kapelle des Heiligen Sebastian Platz finden.

Der Seligsprechungsprozess sei zwar beschleunigt worden, doch habe man an der Prozedur keine Abstriche gemacht, sagte Amato im Gespräch mit Radio Vatikan. „Der Fall ist wie alle anderen auch abgewickelt worden, wir haben alle vorgesehenen Schritte befolgt.“

Das von Benedikt beschleunigte Verfahren für seinen Vorgänger war im Jahr 2009 ins Stocken geraten, als Zweifel an der Heilung der französischen Ordensfrau aufkamen. Die zuständige Medizinerkommission rollte den Seligsprechungsprozess daraufhin neu auf, um das Wunder schließlich doch zu bestätigen.

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