Nach Attacke auf Golan Israel greift iranische Ziele in Syrien an

Tel Aviv/Damaskus (dpa) - Nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran eskaliert der Konflikt zwischen Teheran und Israel. Die israelische Luftwaffe reagierte auf einen iranischen Raketenangriff aus Syrien mit massiven Attacken auf iranische Ziele in dem Bürgerkriegsland.

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Dabei wurden nach Angaben des israelischen Verteidigungsministers Avigdor Lieberman fast alle dortigen Infrastrukturen des Irans getroffen. Dagegen sei keine der 20 von iranischen Streitkräften auf die Golanhöhen abgefeuerten Raketen auf von Israel kontrolliertem Gebiet eingeschlagen, sagte Lieberman am Donnerstag auf einer Konferenz in Herzlija bei Tel Aviv.

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Die Angriffe erfolgten einen Tag nach dem Ausstieg der USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran. Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu hatte am Mittwoch bei einem Besuch in Moskau mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin über die Lage in Syrien gesprochen. Teheran ist neben Russland und der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah wichtigster Verbündeter des syrischen Staatschefs Baschar al-Assad. Israel wirft Teheran vor, seine Präsenz im Bürgerkriegsland Syrien ausgebaut und viele Waffen dorthin geliefert zu haben. Israel wird für Luftangriffe in Syrien verantwortlich gemacht, bei der auch Iraner getötet wurden. Teheran drohte mit Vergeltung.

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Die syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte berichtete, bei dem jüngsten Angriff in Syrien seien 23 Menschen getötet worden. Die syrische Armee sprach dagegen von drei toten und zwei verwundeten Soldaten. Nach Angaben der israelischen Armee wurden vier der Geschosse aus Syrien von der israelischen Raketenabwehr abgefangen, der Rest schlug demnach auf syrischem Gebiet ein.

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Der Sicherheitsausschuss des iranischen Parlaments dementierte Irans Beteiligung an den Raketenangriffen auf israelische Armeeposten. „Das ist eine weitere Lüge des zionistischen Regimes für Propagandazwecke (gegen den Iran)“, behauptete der Ausschusssprecher Mohammad Nobandegani am Donnerstag.

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Die USA verurteilten den iranischen Raketenangriff auf Israel jedoch in scharfen Worten. „Ausdrücklich unterstützen wir Israels Recht auf Selbstverteidigung“, erklärte das Weiße Haus am Donnerstag.

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Überraschenderweise verteidigte auch der Golfstaat Bahrain die israelischen Luftangriffe in Syrien. „Solange der Iran die Region destabilisiert und Länder mit ihren Truppen und Raketen verletzt, hat jedes Land in der Region, einschließlich Israel, das Recht sich zu verteidigen und Quellen der Gefahr zu zerstören“, schrieb Bahrains Außenminister Chalid bin Ahmed al Chalifa am Donnerstag auf Twitter.

Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) riefen angesichts der zugespitzten Lage zu Zurückhaltung und Deeskalation auf. „Die Eskalationen der vergangenen Stunden zeigen uns, dass es wahrlich um Krieg und Frieden geht“, sagte Merkel am Donnerstag in Aachen. Macron forderte die Europäer zugleich zu Stärke und Einigkeit auf. „Seien wir nicht schwach“, sagte er in Aachen, wo er den Karlspreis für sein europäisches Engagement verliehen bekam.

Die britische Regierung mahnte Besonnenheit an. Der russische Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich bei einem Treffen mit Bundesaußenminister Heiko Maas in Moskau beunruhigt und forderte, die Spannungen zwischen Israel und dem Iran im Dialog zu lösen.

Israel machte die Al-Kuds-Brigaden, die Eliteeinheit der iranischen Revolutionsgarden, für den Angriff verantwortlich. Es handele sich um die erste Attacke iranischer Streitkräfte aus Syrien auf israelische Ziele. Israels Luftwaffe habe daraufhin mehr als 50 iranische Militärziele in Syrien angegriffen, teilte die Armee mit.

„Wir haben kein Interesse an einer Eskalation, aber wir müssen auf jedes Szenario vorbereitet sein“, sagte Lieberman. Er sagte, es handele sich um einen punktuellen Konflikt Israels mit den Al-Kuds-Brigaden. „Alle wollen den Konflikt genau auf dieses Karree beschränken.“ Das israelische Sicherheitskabinett wollte am Abend über die Lage beraten.

Die israelischen Luftangriffe in Syrien gehörten zu den „größten, die Israels Armee gegen iranische Ziele unternommen hat“, sagte der israelische Armeesprecher Jonathan Conricus. Man habe dem iranischen Militär schweren Schaden zugefügt. Man habe auch das Gefährt zerstört, von dem aus die Raketen auf die Golanhöhen abgefeuert wurden. Es habe sich in 30 bis 40 Kilometern Entfernung von Damaskus befunden.

Die syrische Armee teilte mit, die Angriffe hätten eine Radaranlage und ein Munitionslager zerstört und mehrere Luftabwehranlagen beschädigt.

Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte trafen Israels Raketen zahlreiche Ziele im Zentrum und Süden Syriens. Angegriffen worden seien Stellungen der libanesischen Schiitenmiliz Hisbollah und anderer regierungstreuer Milizen. Diese werden vom Iran unterstützt. Den Menschenrechtlern zufolge wurden zudem Militärposten bombardiert, an denen iranische Kämpfer sowie Soldaten der syrischen Armee stationiert waren.

Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana meldete, Syriens Luftabwehr habe Dutzende israelische Raketen abgeschossen. Die meisten hätten ihr Ziel nicht erreicht.

Die syrische Luftabwehr habe israelische Flugzeuge beschossen, aber nicht getroffen, sagte der israelische Armeesprecher Conricus. Man habe Russland vor dem Angriff in Syrien informiert.

Israel habe in der Nacht etwa 70 Raketen auf syrisches Gebiet abgefeuert, teilte das russische Verteidigungsministerium in Moskau mit. Dabei seien 28 F15- und F16-Kampfjets im Einsatz gewesen.

Die Bundesregierung in Berlin reagierte mit großer Sorge auf die Berichte über iranische Raketenangriffe auf israelische Armeeposten. „Dies Angriffe sind eine schwere Provokation, die wir auf das Schärfste verurteilen“, erklärte das Auswärtige Amt am Donnerstag auf Twitter. „Israel hat, das haben wir immer betont, ein Recht auf Selbstverteidigung.“

Die radikalislamische Hamas verurteilte die israelischen Angriffe in Syrien. „Es ist der Recht der arabischen und islamischen Länder, ihr Gebiet zu verteidigen und auf jede Aggression zu reagieren“, hieß es in einer Stellungnahme. Israel hatte die Golanhöhen 1967 erobert und später annektiert.

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