Iranischer Außenminister Mottaki entlassen

Teheran (dpa) - Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat überraschend seinen langjährigen Außenminister Manuchehr Mottaki entlassen. Zum kommissarischen Nachfolger wurde laut iranischen Medienberichten der Chef der Atombehörde, Ali Akbar Salehi, bestellt.

Eine Begründung für die Entlassung des seit 2005 amtierenden Ministers gab es nicht. Mottaki (57) befand sich am Montag auf Afrika-Reise im Senegal. Salehi ist seit 2009 iranischer Vize-Präsident und Chef der nationalen Atombehörde. Zuvor war er Botschafter bei der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) in Wien.

Bundesaußenminister Guido Westerwelle erklärte dazu, er erwarte auch nach der Entlassung Mottakis eine Fortsetzung der kürzlich in Genf begonnenen Gespräche des Irans mit der internationalen Gemeinschaft über Teherans Atomprogramm. „Die Gespräche haben begonnen. Sie müssen fortgesetzt werden, in welcher politischen Konstellation auch immer“, sagte Westerwelle in Brüssel.

Kritiker hatten Mottaki vorgeworfen, er habe es nicht geschafft, UN-Sanktionen gegen sein Land wegen des Atomstreits zu verhindern. Mottaki galt in außenpolitischen Fragen als moderat. Anders als Präsident Ahmadinedschad versuchte er in Verhandlungen jegliche Eskalation zu vermeiden.

Seine Entlassung könnte nach Ansicht von Beobachtern auch im Zusammenhang mit den jüngsten Enthüllungen der Plattform Wikileaks stehen. Laut den US-Depeschen haben selbst Saudi-Arabien und Bahrain, zwei muslimische Nachbarn des Iran, die USA seit längerem aufgefordert, die Fortsetzung der iranischen Atomprogramme mit allen Mitteln, sogar militärischer Art, zu stoppen. Zwar nannte Ahmadinedschad die Enthüllungen wertlos. Offenbar sorgten sie aber doch für mehr Wirbel in der Regierung in Teheran, die wiederholt geäußert hatte, sie wolle ihre Beziehungen zu den muslimischen Nachbarn verbessern. Mottaki sei deswegen jetzt möglicherweise zum Sündenbock gemacht worden.

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