Haiti: Wirbel um „Baby Doc“ Duvalier

Port-au-Prince (dpa) - Für den früheren haitianischen Diktator Jean-Claude „Baby Doc“ Duvalier könnte die überraschende Rückkehr in die Heimat vor Gericht enden. Zwar wurde er nach seiner Festnahme und stundenlangen Verhören wieder auf freien Fuß gesetzt.

Er sieht sich aber mit Vorwürfen der Korruption, Veruntreuung und Unterschlagung während seiner Herrschaft von 1971 bis 1986 konfrontiert. Ein Gericht muss entscheiden, ob es genug Beweise für einen Prozess gibt. Auch Haitis autokratischer Ex-Präsident Jean-Bertrand Aristide bemüht sich unterdessen erneut um eine Rückkehr aus seinem südafrikansichen Exil.

Einer von Duvaliers Anwälten, Gervais Charles, betonte in einem Interview des Senders Radio Metropole in Haiti, sein Mandant sei nicht nur vorübergehend, sondern defintiv freigelassen worden. Er kenne die Vorwürfe, die aber wegen Verjährung nicht verfolgt werden könnten. Der frühere Potentat soll während seiner 15-jährigen Herrschaft dreistellige Dollar-Millionen-Beträge abgezweigt haben, was Duvalier während seiner 25-jährigen Exils in Frankreich stets bestritt.

Duvalier darf das Land nicht verlassen, denn er muss sich den Justizbehörden zur Verfügung halten. Seine Ankunft fällt mitten in eine politische Krise nach den chaotischen Wahlen vom November 2010, bei denen es zu massiven Unregelmäßigkeiten kam. Ein Termin für die zweiten Runde der Wahlen steht noch nicht fest. Die Wahlkommission lehnte am Dienstagabend zunächst eine von der Organisation der Amerikanischen Staaten (OAS) empfohlene Korrektur der Ergebnisse ab.

Duvalier war am Dienstag vorübergehend festgenommen und von der Polizei zu Vernehmungen in den Justizpalast gebracht worden. Am Abend wurde er freigelassen und kehrte in sein Hotel „Karibe“ zurück. „Baby Doc“ hatte 1971 von seinem Vater François Duvalier, genannt „Papa Doc“, ein Terrorregime in dem Karibikstaat übernommen und war 1986 entmachtet worden. Das Regime der Duvaliers wird für den Tod von mindestens 30 000 Menschen verantwortlich gemacht.

„Baby Doc“ ist nicht der einzige Ex-Präsident des bitterarmen Karibiklandes, den es in die Heimat zurückzieht. Auch der frühere Staatschef Aristide bemüht sich nach Medienberichten erneut um eine Rückkehr aus seinem südafrikanischen Exil. Doch hätten die Behörden ihm die Ausstellung eines haitianischen Passes verweigert. Aristide war im Februar 2004 nach einem bewaffneten Aufstand und massivem internationalen Druck ins Exil gegangen.

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