Frankreichs Umweltminister stellt Abschaltung von Atomreaktoren in Aussicht

Hulot: Bis zu 17 Reaktoren könnten bis 2025 ausgemustert werden.

Das älteste Atomkraftwerk Fessenheim in der Nähe der deutschen Grenze ist besonders umstritten.

Das älteste Atomkraftwerk Fessenheim in der Nähe der deutschen Grenze ist besonders umstritten.

Foto: Christophe Karaba

Paris. Für das Herunterfahren der Atomenergie hat die neue französische Regierung erstmals eine Zielgröße genannt - und damit bei den Atomkraftgegnern vorsichtige Zustimmung hervorgerufen. Umweltminister Nicolas Hulot sagte am Montag dem Radiosender RTL, bis 2025 könnten "vielleicht bis zu 17 Reaktoren" abgeschaltet werden. Derzeit werden in Frankreich an 19 Standorten 58 Atommeiler betrieben, sie decken drei Viertel des Strombedarfs des Landes. Dazu zählt auch das umstrittene Atomkraftwerk Fessenheim in der Nähe Deutschlands.

Um den Anteil der Atomenergie an der Stromproduktion wie geplant bis 2025 auf 50 Prozent zu senken, müsse "eine gewisse Anzahl" von Reaktoren abgeschaltet werden, sagte Hulot. Dies werde "vielleicht bis zu 17" Reaktoren betreffen.

"Das ist eine außerordentlich interessante Ankündigung", sagte Charlotte Mijeon vom Netzwerk für den Atomausstieg Sortir du Nucléaire. Hulot müsse seine Äußerungen "konkretisieren" und "darüber hinausgehen".

Das Bundesumweltministerium begrüßte die Äußerungen Hulots. "Frankreich beginnt mit dem Einstieg in den Ausstieg aus der Atomkraft. Das ist eine gute Nachricht", erklärte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Rita Schwarzelühr-Sutter. "Vor allem auf das Betriebsende der grenznahen Reaktoren in Fessenheim, dem ältesten französischen Atomkraftwerk, und Cattenom hoffen viele Menschen beiderseits der Grenze schon jahrelang. Jetzt könnte diese Hoffnung bald Wirklichkeit werden."

Ein 2015 verabschiedetes Energiewende-Gesetz sieht schon bislang vor, den Anteil des Atomstroms an der Stromversorgung in Frankreich auf 50 Prozent zu senken. Allerdings liegen für dieses Projekt wenig konkrete Planungen vor. Die Produktionskapazitäten auf Basis fossiler Rohstoffe gehen in Frankreich seit Jahren zurück, der Ausbau erneuerbarer Energien verläuft nur zögerlich. Der französische Atompark ist in die Jahre gekommen. Bis 2027 erreichen drei Viertel der Atommeiler eine Lebensdauer von 40 Jahren. Ein Weiterbetrieb darüber hinaus muss fallweise von der staatlichen Atomaufsicht ASN genehmigt werden. Um die Lebensdauer der Reaktoren zu verlängern, sind Milliardeninvestitionen notwendig.

Besonders umstritten ist das älteste Akw Fessenheim in der Nähe der deutschen Grenze. Dort gab es wiederholt Pannen und Zwischenfälle. Laut aktueller Planung soll Fessenheim stillgelegt werden, sobald im nordfranzösischen Flamanville ein neuer Druckwasserreaktor vom Typ EPR in Betrieb ist. Dafür peilt der Betreiber EDF das Jahr 2019 an.

Die atompolitische Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Sylvia Kotting-Uhl, sprach von "guten Nachrichten" aus Frankreich. Die Abschaltung von 17 Atomreaktoren wäre ein "massiver Zugewinn an Sicherheit in Europa". Kotting-Uhl zeigte sich angesichts des bisherigen Vorgehens der französischen Regierung allerdings skeptisch, ob die Ankündigung tatsächlich umgesetzt wird. bfiao RTL GROUP AFP

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort