Erdogan: USA müssen zwischen Türkei und Gülen entscheiden

Istanbul (dpa) - Nach dem Putschversuch in der Türkei stehen die USA nach Ansicht von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan vor der Wahl zwischen ihrem Bündnispartner und dem Prediger Fethullah Gülen.

Erdogan: USA müssen zwischen Türkei und Gülen entscheiden
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„Früher oder später werden die Vereinigten Staaten von Amerika eine Entscheidung treffen: Entweder die Türkei oder Fetö“, sagte Erdogan nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. Fetö ist die türkische Abkürzung für die in der Türkei als Terrorgruppe eingestufte Gülen-Bewegung. Erdogan macht Gülen für den Putschversuch vom 15. Juli verantwortlich und fordert dessen Auslieferung.

Im Zusammenhang mit dem Putschversuch in der Türkei haben die Behörden inzwischen mehr als 17 000 mutmaßliche Gülen-Anhänger in Untersuchungshaft genommen. Insgesamt seien 35 022 Menschen festgenommen worden, hieß es am Donnerstag aus Regierungskreisen in Ankara. Davon seien 11 597 wieder freigelassen worden. 5685 seien in Polizeigewahrsam und warteten auf einen Beschluss des Haftrichters. Gegen 17 740 sei bereits ein Haftbefehl verhängt worden.

Weiter hieß es, den Putschisten seien 240 Menschen zum Opfer gefallen: 172 Zivilisten, 63 Polizisten und fünf Soldaten. 2195 Menschen seien verletzt worden. Zur Zahl der getöteten Putschisten macht die Regierung seit längerem keine Angaben mehr. Zuletzt war von 24 die Rede gewesen. Seit dem Putschversuch aus den Reihen des Militärs wurden zudem mehr als 60 000 Staatsbedienstete suspendiert.

Zwei in Griechenland stationierte Militärattachés sind nach Angaben des türkischen Außenministers Mevlüt Cavusoglu nach Italien geflohen. Die beiden Verdächtigen hätten Griechenland gemeinsam mit ihren Familien am vergangenen Samstag mit einer Fähre verlassen, sagte Cavusoglu dem türkischen Sender NTV. „Wir werden diese zwei Verräter in die Türkei zurückholen“, sagte Cavusoglu. Er bedankte sich bei Bulgarien, das einen mutmaßlichen Gülen-Anhänger ausgeliefert hatte.

Erdogan erklärte die „Demokratie-Wachen“ auf öffentlichen Plätzen für beendet. Bei einem Besuch einer solchen Veranstaltung vor dem Präsidentenpalast in Ankara dankte er den zahlreichen Teilnehmern, die seit dem Putsch seinem Aufruf zu den nächtlichen Demonstrationen im ganzen Land gefolgt waren. Zugleich rief er die Bevölkerung dazu auf, weiter wachsam zu bleiben.

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