El Salvador Elf Jahre wegen Fehlgeburt im Gefängnis - verurteilte Frau kommt frei

San Salvador. Nach elf Jahren im Gefängnis ist in El Salvador eine Frau freigelassen worden, die nach der Totgeburt ihres Kindes wegen Mordes verurteilt worden war. Teodora Vásquez durfte am Donnerstag ein Frauengefängnis nahe der Hauptstadt San Salvador verlassen.

Teodora V. (m) wird vorzeitig aus der Haft entlassen. Sie war 2008 wegen Mordes an ihrem neugeborenen Kind zu 30 Jahren Haft verurteilt worden.

Teodora V. (m) wird vorzeitig aus der Haft entlassen. Sie war 2008 wegen Mordes an ihrem neugeborenen Kind zu 30 Jahren Haft verurteilt worden.

Foto: Vladimir Chicas

Die 34-Jährige wurde von ihrer Familie und von Mitgliedern von Organisationen empfangen, die sich für ihre Freilassung stark gemacht hatten.

Ein Gericht in dem zentralamerikanischen Land, in dem ein drakonisches Abtreibungsrecht herrscht, hatte Vásquez 2008 wegen Mordes zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt. Die Frau hatte 2007 im neunten Schwangerschaftsmonat heftige Blutungen bekommen und eine Totgeburt erlitten. Zuvor hatte sie vergeblich den Notruf gewählt. Die Polizei fand neben der bewusstlosen Frau ihr totes Baby und nahm Vásquez fest.

Ihren eigenen Angaben zufolge war das Baby bei der Geburt bereits tot. Laut Autopsiebericht starb das Mädchen erst kurz darauf an Erstickung. Das Gericht wertete den Vorfall als Abtreibung, der in El Salvador wie Mord behandelt wird.

In El Salvador sind Abtreibungen strikt verboten, auch nach Vergewaltigungen oder bei gesundheitlichen Risiken für die Mutter. Zwar liegt die Strafe dafür bei höchstens acht Jahren Haft. Faktisch werten Richter mutmaßliche Schwangerschaftsabbrüche aber häufig als Mord. Dieser kann in El Salvador mit zwischen 30 und 50 Jahren Haft bestraft werden.

Die 30-jährige Gefängnisstrafe gegen Vásquez war erst im Dezember ungeachtet von Protesten von Menschenrechtsorganisationen bestätigt worden. Das Oberster Gerichtshof und das Justizministerium El Salvadors ordneten dann aber die Freilassung der Frau an. Der Fall hatte auch das Europaparlament auf den Plan gerufen.

"Teodora ist frei und glücklich, nach ihrem Leidensweg ihre Freiheit wiedererlangt zu haben", sagte ein Sprecher einer Organisation, die sich gegen das strikte Abtreibungsverbot in dem Land einsetzt. "Sie ist wieder mit ihrer Familie zusammengekommen und kehrt nach Hause zurück." Vásquez hat einen 14 Jahre alten Sohn.

Mindestens 28 weitere Frauen seien noch wegen Abtreibung in Haft. UN-Menschenrechtskommissar Said Raad Said al-Hussein hatte das umfassende Abtreibungsverbot bei einem Besuch in El Salvador im vergangenen Jahr scharf verurteilt. fs/ju AFP/dpa

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