Die tiefe Krise der spanischen Monarchie

Juan Carlos wird am Samstag 75. Sein Ansehen ist stark gesunken. Dennoch hält er am Amt fest.

Madrid. Auch Könige können in die Krise kommen. Spaniens Monarch Juan Carlos zum Beispiel, der Samstag 75 Jahre alt wird. Obwohl sein Denkmal als „Bürgerkönig“ nach mehreren Skandalen wackelt, will er sich auch nach 37 Jahren auf dem Thron nicht zurückziehen. „Der König wird niemals abdanken“, prophezeite Königin Sofia. Juan Carlos erlebe „schreckliche Jahre“, heißt es in spanischen Medien.

Kronprinz Felipe (44) wird sich noch etwas gedulden müssen, bevor er die Krone seines Vaters erben wird. Dabei gilt Juan Carlos schon länger als pensionsreif. Der früher so beliebte Monarch, der als volksnah und vorbildlich galt, ist heute nur noch ein Schatten seiner selbst: Wackelig auf den Beinen, genuschelte Reden, der rauen Wirklichkeit im Krisenland Spanien zunehmend entrückt. Weil sich immer mehr Untertanen abwenden, veröffentlicht das staatliche Meinungsforschungsinstitut CIS schon länger keine Umfragen mehr zum Ansehen Ihrer Majestät: In der letzten Erhebung 2011 bekundeten nur noch elf Prozent der Spanier „sehr viel“ Vertrauen in den König und seine Familie.

Gesundheitlich ist der Monarch stark angeschlagen: 2010 wurde ihm ein Lungentumor entfernt, 2011 bekam er ein künstliches Kniegelenk. Im Frühjahr 2012 brach er sich im afrikanischen Botswana bei der Elefantenjagd die rechte Hüfte. Im November wurde ihm auch links eine künstliche Hüfte eingesetzt. Für die Elefantenjagd musste sich der Monarch zugleich entschuldigen — angesichts einer Welle der Empörung über die Luxusreise. Denn das Land kämpft gegen die Staatspleite.

Auch die schwelenden Korruptionsvorwürfe gegen den königlichen Schwiegersohn Inaki Urdangarin schaden Juan Carlos. Spaniens größte Zeitung „El Pais“ bescheinigte dem König, nicht mehr auf der Höhe der Zeit zu sein: „Die Anhäufung von Irrtümern der Monarchie in den letzten Jahren ist typisch für eine Institution, welche ihren gesellschaftlichen Auftrag nicht mehr versteht.“ Und unter den jungen Spaniern steigt die Zahl jener, die sich auch ein Land ohne König und mit einem gewählten Staatschef vorstellen können.

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