Deutschland beteiligt sich an Militäreinsatz in Mali

Bamako/Berlin (dpa) - Mit dem Eingreifen französischer Bodentruppen hat sich der Konflikt in Mali dramatisch zugespitzt. Erstmals wurden französische Spezialkräfte im Zentrum des westafrikanischen Landes nach Medienberichten in direkte Kämpfe mit islamistischen Rebellen verwickelt.

Französische Panzer rückten Richtung Norden vor. Deutschland wird sich bereits in Kürze am internationalen Militäreinsatz in Mali beteiligen - zunächst allerdings nur mit zwei Transportflugzeugen. Die beiden Maschinen des Typs Transall sollen Soldaten aus anderen afrikanischen Ländern in Malis Hauptstadt Bamako bringen.

In der Stadt Diabali sei es am Mittwoch zu schweren Kämpfen französischer und malischer Einheiten mit islamistischen Rebellen gekommen, meldete der französische Sender BFM TV unter Berufung auf Augenzeugen. Die Rebellen hatten die Stadt am Montag eingenommen.

Der Konflikt droht auf Nachbarstaaten überzugreifen. Mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer überfielen in Algerien ein Gasfeld und brachten Dutzende Ausländer in ihre Gewalt. Mindestens zwei Menschen wurden getötet, mindestens sieben Menschen verletzt. Unter den Geiseln sind möglicherweise bis zu 13 Mitarbeiter des norwegischen Statoil-Konzerns, nach Medienberichten aber auch Briten, Japaner, ein Ire und ein Franzose. Am Nachmittag meldeten zwei algerische Medien, dass rund 40 Ausländer in den Händen der Rebellen seien. Mehrere algerische Geiseln kamen am Abend frei.

Eine Einheit der Al-Kaida im islamischen Maghreb (AQMI) habe sich für den Angriff verantwortlich erklärt, meldete die mauretanische Nachrichtenagentur ANI. Die AQMI ist eine von drei Gruppen, gegen die Frankreich in Mali kämpft. Sie hatte Rache für die französische Offensive angedroht.

Die EU will den Einsatz von Militärausbildern in Mali beschleunigen. Insgesamt soll die Ausbildungsmission rund 450 Personen umfassen. Außer Frankreich haben bisher Deutschland, Italien, Spanien, Schweden, Estland, Slowenien und Belgien die Bereitschaft zur Teilnahme erklärt. Die Außenminister der 27 EU-Staaten befassen sich bei einer Sondersitzung an diesem Donnerstag in Brüssel mit den möglichen Risiken dabei.

Die Minister wollen auch über finanzielle und logistische Hilfe für die Entsendung der 3300 Mann starken Kampftruppe der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas sprechen. Die Afrikaner sollen an der Seite Frankreichs gegen die radikalen Islamisten in Mali kämpfen.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte an, der Einsatz der Transall werde „sehr kurzfristig“ erfolgen. Der islamistische Terrorismus in Afrika sei auch für Europa eine Bedrohung. „Ich glaube, dass wir hier unter einem hohen Zeitdruck stehen“, sagte sie nach einem Treffen mit dem Vorsitzenden der westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas, Allasane Ouattara, dem Präsidenten der Elfenbeinküste. Der Bundeswehr-Einsatz könnte noch in dieser Woche anlaufen.

Wie viele deutsche Soldaten genau entsandt werden, ist noch unklar. Normalerweise besteht eine Transall-Besatzung aus sechs Soldaten. Zwischenzeitlich hatte die Bundesregierung die Verlegung von insgesamt fünf Flugzeugen nach Afrika geprüft. Dem Kampfgebiet sollen die Transporter aber fernbleiben. Direkte Unterstützung für die französischen Truppen leistet Deutschland zunächst nicht.

In Mali wehrt sich die Zentralregierung gegen den Vormarsch der Islamisten aus dem Norden des Landes. Seit vergangener Woche wird sie von Truppen aus Frankreich unterstützt.

Paris, das bis zu 2500 Soldaten in Mali einsetzen will, hatte auch Unterstützung für die französischen Truppen angefragt. Die Bundeswehr soll aber zunächst nur afrikanische Soldaten transportieren. Merkel sagte dazu, die Anfrage Frankreichs sei „sehr breit gefächert“ gewesen. Deutschland sei schon in anderen Weltregionen wie Afghanistan stark engagiert.

Zusätzlich zum militärischen Engagement sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) eine Million Euro für humanitäre Hilfe in Mali zu. Das Geld soll vor allem für die Versorgung von Flüchtlingen eingesetzt werden.

Zehntausende Menschen sind in Mali auf der Flucht, rund 150 000 suchten bereits in Nachbarstaaten Zuflucht. Mehrere Hilfsorganisationen wie die Welthungerhilfe wiesen auf die prekäre humanitäre Lage in Mali hin. Vor allem Frauen und Kinder seien bedroht.

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