Video zeigt Enthauptung Deutsche Geisel von Terrorgruppe Abu Sayyaf ermordet

Manila/Berlin (dpa) - Islamistische Terroristen haben auf den Philippinen einen Deutschen nach mehr als drei Monaten Geiselhaft brutal ermordet. Die Terrorgruppe Abu Sayyaf veröffentlichte ein Video, das die Enthauptung des 70 Jahre alten Mannes zeigt.

Video zeigt Enthauptung: Deutsche Geisel von Terrorgruppe Abu Sayyaf ermordet
Foto: dpa

Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilte die Tat als „barbarisch“ und „abscheulich“ und rief zu einem entschlossenen Kampf gegen den Terrorismus auf.

Der Mann war Anfang November entführt worden, als er zusammen mit seiner Lebensgefährtin in den Gewässern zwischen den Philippinen und Malaysia unterwegs war. Die 59 Jahre alte Frau wurde bei dem Überfall erschossen. Ihre Leiche wurde später auf der verlassenen Jacht der beiden, der „Rockall“, entdeckt.

Im Süden der mehrheitlich katholischen Philippinen kämpfen muslimische Separatisten seit den 1960er Jahren für Autonomie. Unter dem Einfluss von Al-Kaida entstand 1991 die Organisation Abu Sayyaf. 2014 schwor sie der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Treue.

Die Bundesregierung zeigte sich erschüttert: „Die Bundeskanzlerin verurteilt die abscheuliche Tat, die ein weiteres Mal zeigt, wie gewissenlos und unmenschlich diese Terroristen vorgehen“, erklärte Regierungssprecher Steffen Seibert. „Wir alle müssen zusammenstehen und den Kampf gegen sie führen.“

Die philippinische Regierung hatte die Echtheit des keine zwei Minuten langen Hinrichtungs-Videos zuerst bestätigt. Die deutschen Sicherheitsbehörden prüften die Aufnahmen eingehend, bevor das Auswärtige Amt sie ebenfalls für authentisch erklärte. „Es gibt nun keinen vernünftigen Zweifel mehr, dass der auf den Philippinen entführte Deutsche nicht mehr am Leben ist“, erklärte ein Sprecher des Auswärtigen Amts am Nachmittag. „Wir sind zutiefst erschüttert über das unmenschliche und grausame Vorgehen der Täter.“

Das Paar war mit seinem Boot 2008 schon einmal entführt worden, damals vor der Küste Somalias. Nach mehr als 50 Tagen kamen die beiden gegen Lösegeld frei.

Im vergangenen Herbst waren sie zum Zeitpunkt der Entführung in der Sulu-See unterwegs, die wegen der Piraten als eine der gefährlichsten Segelrouten überhaupt gilt. Das Auswärtige Amt rät „dringend“ davon ab, in die Region zu fahren. Die Insel Jolo ist seit Jahrzehnten als Hochburg von Abu Sayyaf („Träger des Schwerts“) bekannt. Die Terrorgruppe, die für die Autonomie von der Zentralregierung in Manila kämpft, finanziert sich mit Entführungen. Mehrfach hatte sie auch schon Deutsche in ihrer Gewalt.

Ein Berater des philippinischen Präsidenten Rodrigo Duterte, Jesus Dureza, sagte am Abend in Manila: „Wir alle haben unser Bestes versucht. Aber ohne Erfolg.“ Dureza hatte bereits am Sonntag von Hinweisen auf die Enthauptung der deutschen Geisel gesprochen.

Abu Sayyaf hatte mit der Ermordung des Mannes gedroht, falls nicht bis Sonntag 08.00 Uhr MEZ ein Lösegeld von 30 Millionen philippinischen Pesos (rund 570 000 Euro) bezahlt werde. Die philippinische Regierung selbst bezahlt in der Regel kein Lösegeld. Die Bundesregierung macht grundsätzlich keine Angaben über Lösegeldverhandlungen.

Das letzte Lebenszeichen des Seglers stammte von Mitte Februar, als der Deutsche in einer Videobotschaft um Hilfe flehte. Kurz vor Ablauf der Frist hatte die philippinische Luftwaffe trotz der Gefahr für die Geisel Verstecke der Abu Sayyaf angegriffen. In der Region werden etwa 60 Kämpfer vermutet. Wie ein Militärsprecher mitteilte, bereiteten sich Bodentruppen auch auf eine Offensive auf Jolo vor.

Die Terrorgruppe trat schon mehrfach mit brutalen Aktionen in Erscheinung: Im Jahr 2000 entführte sie 21 Touristen von einer Taucherinsel in Malaysia auf die Philippinen. Darunter war eine deutsche Familie, die erst nach Monaten im Dschungel gegen Lösegeld freikam. Frankreichs Außenminister Jean-Marc Ayrault erklärte die Solidarität seines Landes mit Deutschland und den Philippinen. „In dieser schwierigen Zeit steht Frankreich an der Seite der deutschen Behörden und des deutschen Volkes“, teilte Ayrault am Montag mit.

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