Den Griechen läuft die Zeit davon

Das Land steht wieder einmal vor der Pleite. Die Lage ist aber ernster als jemals zuvor, weil die Geldgeber die Geduld verlieren.

Athen. Es geht um alles oder nichts — und den Griechen läuft die Zeit davon. „Für uns hat der Countdown begonnen“, sagt ein Mitarbeiter des Finanzministeriums in Athen.

Von allen Geldgebern komme die gleiche Botschaft: Diesmal ist es das letzte Mal. Griechenland muss alle Reformen umsetzen und noch härtere Maßnahmen treffen — sonst gibt es kein Geld mehr.

Auch Ministerpräsident Lucas Papademos erklärt seinen Gesprächspartnern regelmäßig den Ernst der Lage. Eine unkontrollierbare Zahlungsunfähigkeit würde katastrophale Folgen haben.

Doch genau die ist in Sicht: Im März muss Athen 14,4 Milliarden Euro an seine Gläubiger zahlen. Aber in den Kassen ist kein Cent dafür vorhanden. Kommt kein frisches Geld von den anderen Euro-Staaten und dem Internationalen Währungsfonds, ist Griechenland pleite.

Einen solchen Tanz auf dem Vulkan hat es in den vergangenen zwei Jahren immer wieder gegeben. Nur diesmal ist die Lage deutlich ernster: Während Papademos Ordnung im eigenen Haus schaffen muss, kämpft und verhandelt er gleichzeitig mit Griechenlands privaten Gläubigern, also Banken und Hedgefonds, um den überlebensnotwendigen Schuldenschnitt von 50 Prozent zu sichern.

Der ist Voraussetzung, damit das neue Hilfspaket von 130 Milliarden Euro überhaupt aufgelegt wird.

Derweil wird die Lage für die Bürger immer schwieriger: Gewerkschaftsverbände haben ausgerechnet, dass die Griechen in den vergangenen zwei Jahren rund 40 Prozent ihres Einkommens verloren haben.

Die Arbeitslosigkeit liegt bei mehr als 18 Prozent und steigt weiter. Seit mehr als zehn Tagen geben die Apotheker zudem Medikamente nur noch gegen Bargeld aus. Rezepte aller Ärzte werden nicht mehr akzeptiert, weil die Krankenkassen ihre Schulden bei den Apothekern seit Monaten nicht mehr bezahlt haben. Die Patienten müssen das Geld vorstrecken und mit der Quittung zur Kasse gehen.

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