Cruz und Sanders wittern bei US-Vorwahlen Morgenluft

Madison (dpa) - Donald Trumps Bewerbung um die Präsidentschaftskandidatur für die US-Republikaner hat mit der schweren Niederlage im Bundesstaat Wisconsin einen Dämpfer erlitten.

Cruz und Sanders wittern bei US-Vorwahlen Morgenluft
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Trump verlor gegen seinen Widersacher Ted Cruz mit einem Abstand von über 13 Prozentpunkten und damit deutlich höher als prognostiziert. Cruz holte damit bei der Zahl der Delegierten gegenüber Trump weiter auf, eine absolute Mehrheit Trumps vor dem Parteitag im Juli in Cleveland wird immer unwahrscheinlicher. „Das ist ein großer Tag für Amerika“, verkündete Cruz nach seinem Etappensieg.

Bei den Demokraten gewann die Vorwahl in Wisconsin der Parteilinke Bernie Sanders deutlich gegen die Ex-Außenministerin Hillary Clinton: Sanders holte 56,5 Prozent der Stimmen und lag damit um mehr als 13 Prozentpunkte vor Clinton. Allerdings liegt Sanders bei der Gesamtzahl der Delegierten klar hinter Clinton und hat nur noch Außenseiterchancen, diesen Rückstand in den verbleibenden Vorwahlen aufzuholen. Dafür müsste Sanders am 19. April vor allem den wichtigen Staat New York gewinnen, wo Clinton Senatorin war. „Ich glaube wir haben eine exzellente Chance, New York zu gewinnen“, sagte Sanders.

Trumps deutliche Niederlage nährt bei seinen Gegnern innerhalb der Partei die Hoffnung, dass sein seit Monaten andauernder Höhenflug doch noch gestoppt werden kann. Insgesamt führt der steinreiche Immobilienunternehmer und Reality-TV-Star mit rund 739 Delegierten zwar klar. Die Schlappe in Wisconsin erschwert es ihm aber deutlich, vor der entscheidenden Parteiversammlung in Cleveland (US-Staat Ohio) die nötigen 1237 Delegierten zu sammeln. Eine Kampfabstimmung im Juli zeichnet sich immer deutlicher ab. Auch sein Konkurrent Cruz wird vorher nicht die absolute Mehrheit der Delegierten erreichen können.

John Kasich, dritter Bewerber der Republikaner und Gouverneur in Ohio, lag in der Auszählung mit rund 14 Prozent abgeschlagen hinter Cruz und Trump. Er hofft, mit seinen bisher 143 Delegierten eine entscheidende Rolle auf dem Parteitag spielen zu können.

Bei den Demokraten ändert Clintons Niederlage in Wisconsin an ihrer Favoritenrolle insgesamt wenig - Sanders konnte seinen Rückstand nur um etwa ein Dutzend Delegierte reduzieren. Die ehemalige Präsidentengattin führt mit rund 1279 Delegierten zu 1027, zur Nominierung sind 2383 nötig. Sie hat nach einer Umfrage zusätzlich einen Großteil der mehr als 700 sogenannten Super-Delegierten auf ihrer Seite. Das sind stimmberechtigte Parteigrößen, die von keinem Vorwahlergebnis abhängig sind - allerdings können diese ihre Meinung jederzeit ändern.

In Wisconsin fuhr Clinton allerdings ihre sechste Vorwahlschlappe in Folge ein. Ihr Konkurrent Sanders hofft, in weiteren Abstimmungen in den kommenden Wochen daraus Profit zu schlagen. Dem 74 Jahre alten Senator von Vermont gibt sein Sieg neuen Auftrieb. Bei der nächsten Vorwahl, einem Caucus im Bundesstaat Wyoming, rechnet er sich erneut gute Chancen aus, seine Siegesserie fortzusetzen.

Wisconsin war der einzige Bundesstaat, in dem am Dienstag Vorwahlen abgehalten wurden. Wisconsin hat 5,7 Millionen Einwohner und liegt nördlich von Chicago am Lake Michigan.

Nach seinem ebenso unerwarteten wie langen Höhenflug war es für Trump zuletzt nicht gut gelaufen. Der 69-Jährige hatte sich mit einer Reihe von Aussagen zur Innen-, Außen- und Sozialpolitik selber große Probleme gemacht. Besonders seine teils widersprüchlichen Äußerungen zum Thema Abtreibung kamen bei Wählerinnen und Wählern nicht gut an.

Die Republikaner bleiben über den Quereinsteiger Trump tief gespalten. Das Partei-Establishment versucht weiter, ihn als Kandidaten zu verhindern, und ist dafür sogar bereit, auf den mehr als unbeliebten, erzkonservativen Senator Cruz zu setzen.

Die Vorwahlen sind parteiinterne Abstimmungen, bei denen Republikaner und Demokraten ihre Bewerber für das Präsidentenamt auswählen. Die nächsten Vorwahlen finden in zwei Wochen in New York statt. Trump und Sanders stammen aus New York, Clinton startete als New Yorker Senatorin ihre eigenständige Polit-Karriere. Die Spitzenkandidaten der beiden Parteien werden auf Parteitagen im Sommer gekürt. Die Präsidentenwahl findet dann am 8. November statt.

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