Blutbad in Syrien - Opposition meldet neue Hinrichtungen

Kairo/Beirut (dpa) - Das Blutvergießen in Syrien nimmt trotz internationaler Appelle an das Regime von Präsident Baschar al-Assad kein Ende. Aus den Protesthochburgen Homs und Idlib wurden erneut Hinrichtungen sowie heftige Gefechte zwischen Regierungstruppen und Deserteuren gemeldet.

Rettern von Rotem Kreuz und Rotem Halbmond gelang es erneut nicht, das belagerte Viertel Baba Amro in Homs zu erreichen. Der Aktivist Abu Imad sagte der Nachrichtenagentur dpa im Libanon, dass Assads Milizen weiterhin die Bevölkerung in dem Stadtteil „terrorisierten“ und junge Männer hinrichteten. Aus diesem Grund würden die Rettungskräfte auch nicht in das Gebiet gelassen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) teilte in Genf mit, dass die Helfer von den Behörden bereits den zweiten Tag in Folge daran gehindert würden, Hilfsgüter in das Viertel zu bringen. IKRK-Sprecher Bijan Farnoudi sagte der dpa: „Wir sind in Homs, aber nicht in Baba Amro.“

Auch in anderen Landesteilen gingen die Kämpfe weiter. Das oppositionelle syrische Netzwerk für Menschenrechte berichtete, dass 44 fahnenflüchtige Soldaten in der Provinz Idlib hingerichtet worden seien. Von unabhängiger Seite gab es zunächst keine Bestätigung. Wegen der vom Assad-Regime verhängten Medienblockade ist es schwierig, Meldungen aus dem Land zu überprüfen.

Bei einem Selbstmordanschlag in der Provinz Daraa kamen nach offiziellen staatlichen Angaben mindestens drei Menschen ums Leben. Wie die syrische Nachrichtenagentur Sana berichtete, explodierte nahe der jordanischen Grenze am Samstag eine Autobombe. 20 Passanten - unter ihnen auch Sicherheitskräfte - seien verletzt worden.

In der Provinz Hama wurden nach Angaben von Aktivisten mehrere Dörfer von Regierungstruppen gestürmt. Dabei seien mehr als 50 Menschen verhaftet worden.

Seit Beginn des Aufstands gegen Assad vor einem Jahr sind nach UN-Schätzungen mehr als 7500 Menschen getötet worden. Menschenrechtler gehen von allein 700 Toten im vergangenen Monat in der Stadt Homs aus. Die Organisation Human Rights Watch (HRW) erklärte nach der Auswertung von Satellitenbildern und Zeugenaussagen am Freitag in New York: „Die neuen Bilder und Augenzeugenberichte zeigen, dass durch den Beschuss weite Teile zerstört wurden, Hunderte Menschen starben und unzählige verletzt wurden.“ Deutlich werde auch „das Ausmaß einer ungezügelten Brutalität in Baba Amro“. Die Aufnahmen aus dem All, die aus einer zivilen Quelle stammten, zeigten 950 Krater von Granateneinschlägen in dem Viertel.

Der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu warf dem Regime im Damaskus Verbrechen gegen die Menschlichkeit bei den Einsätzen gegen die Opposition vor. Bei einer Konferenz am Samstag in Istanbul forderte Davutoglu zudem, es müsse international Einigkeit im Vorgehen gegen die Führung von Präsident Assad geben, sonst werde diese weitere schwere Verbrechen begehen. Einsätze des Militärs, bei denen in Syrien mit scharfer Munition auf Demonstranten gefeuert und Wohnviertel mit Artillerie beschossen werden, seien selbst im Krieg verboten, sagte Davutoglu. Nach türkischen Medienberichten schließt er inzwischen auch eine Bewaffnung der syrischen Opposition nicht mehr aus.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte die syrische Regierung derweil auf, seine Nothilfekoordinatorin Valerie Amos sofort in das Krisenland zu lassen. Amos habe tagelang in Beirut und in Amman vergebens gewartet, weil Damaskus sie nicht einreisen ließ, sagte er am Freitag in New York.

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