Anti-Terror-Kampf im Jemen – ein Alptraum

Die Regierung in Sanaa ist zu schwach, um das ganze Land zu kontrollieren.

Sanaa. Seit bekannt ist, dass das vereitelte Flugzeugattentat vom Weihnachtstag im Jemen vorbereitet wurde, machen amerikanische Parlamentarier, selbsternannte Experten und jemenitische Minister täglich neue Vorschläge, wie man den El-Kaida-Terroristen in dem südarabischen Land den Garaus machen könnte. Doch die Terrorbekämpfung im Jemen ist nicht nur schwierig. Sie ist ein Alptraum.

Denn die Staatsmacht, die im Norden Krieg führt gegen schiitische Rebellen und bei Protesten der Separatisten im Süden auf Demonstranten schießen lässt, ist zu schwach, um das gesamte Land zu kontrollieren. Deshalb können die Terroristen in einigen Stammesgebieten, die ähnlich wie Teile von Pakistan als "rechtsfreier Raum" gelten, mehr oder weniger ungehindert operieren.

Dass westliche Staaten eigene Agenten und Soldaten schicken, um Jagd auf militante Islamisten zu machen, will Präsident Ali Abdullah Salih aber trotzdem nicht. Denn dann würde er riskieren, dass ihn viele Jemeniten als "Marionette der Ausländer" ansehen. Und dies könnte das Ende seiner bereits 32 Jahre währenden Amtszeit bedeuten.

"Wenn die USA darauf bestehen, Truppen in den Jemen zu schicken, wird sich das gesamte jemenitische Volk der El Kaida anschließen", hatte der islamische Prediger Schawki al-Kadhi, der als Abgeordneter in Sanaa im Parlament sitzt, in der vergangenen Woche gewarnt.

Schon die Präsenz der amerikanischen Sicherheitsberater, die im Hauptquartier der Anti-Terror-Polizei in Sanaa regelmäßig vorstellig werden, ist aus der Sicht vieler Jemeniten eine Einschränkung ihrer Souveränität. Selbst nach dem El-Kaida-Selbstmordattentat auf das Kriegsschiff USS Cole vor der jemenitischen Küste im Oktober 2000, bei dem 17 US-Marinesoldaten getötet worden waren, hatte die jemenitische Regierung die US-Ermittler in der Hafenstadt Aden bei ihrer Arbeit behindert.

"Der Jemen beherbergt jetzt nicht nur Lager der El Kaida, sondern auch ihre Anführer, Planer, Förderer, Freiwillige für Selbstmordattentate, Sprengstoffexperten und Zentren für Propaganda", resümierte am Wochenende ein Kommentator der arabischen Zeitung "Al-Sharq Al-Awsat". Ein Einmarsch ausländischer Truppen wie in Afghanistan sei aber derzeit nicht sinnvoll, weil das jemenitische Regime zwar "teilweise gelähmt", aber noch nicht völlig kollabiert sei.

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