Anonyme Bewerbungen: Wenn im Job nur die Qualifikation zählt

Eine Studie ergab, dass besonders Frauen und Ausländer von einer anonymen Bewerbung profitieren.

Berlin. Ein ungünstiges Foto bei den Bewerbungsunterlagen, ein ausländischer Name, die Zahl der Kinder oder der Familienstand — all dies kann Nachteile bei der Jobsuche bedeuten. Viele Bewerber werden erst gar nicht zum Vorstellungsgespräch eingeladen. Die Antidiskriminierungsstelle des Bundes hat ein Jahr lang anonymisierte Bewerbungsverfahren getestet.

Zunächst werden nur Auskünfte über die Qualifikation verlangt. In den Unterlagen fehlen Angaben über Name, Alter, Geschlecht und Nationalität. Auch auf ein Foto wird verzichtet. Findet der Arbeitgeber die Qualifikationsmerkmale interessant, kommt es zum Vorstellungsgespräch.

Vorteile bei den Tests mit anonymisierten Bewerbungen hatten vor allem Bewerber mit ausländischen Wurzeln — häufig schon erkennbar am Namen oder an der Angabe der Nationalität. Aber auch Frauen, mit oder ohne Kinder, wurden häufiger zu Vorstellungsgesprächen eingeladen.

Getestet wurden bei dem Projekt verschiedene Verfahren: Am besten bewährten sich standardisierte Fragebögen über die Qualifikation. Als zu mühsam erwies sich das Schwärzen der persönlichen Angaben in konventionellen Bewerbungsmappen.

Nein, dafür ist die Fallzahl viel zu gering. Besetzt wurden 246 Stellen. Dafür gab es 8550 Bewerbungen. Auch machten die Firmen freiwillig bei dem Projekt mit. Die meisten hatten sich zuvor schon mit Methoden unkonventioneller Personalauswahl hervorgetan.

Sie äußerten sich skeptisch. Die Unternehmen seien viel weiter, als es der Ruf nach anonymisierten Bewerbungen weismachen wolle, hieß es in einer Stellungnahme. „Arbeitgeber sind in Zeiten wachsenden Fachkräftemangels auf die Potenziale und Talente aller Mitarbeiter angewiesen.“ Schon allein deshalb könne es sich kein Unternehmen leisten, geeignete Bewerber nach unsachlichen Kriterien auszusortieren.

Die Bundesregierung plant kein Gesetz, anonymisierte Bewerbungsverfahren bleiben ein freiwilliges Angebot.

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