Analyse: Obama bietet Muslimen „Freundschaft“ an

Im Interview mit dem arabischen Sender Al Arabija schlägt der Präsident versöhnliche Töne an.

Washington. Die angeschlagenen Beziehungen zwischen den USA und der muslimischen Welt könnten vor einer Wende stehen. In einem Interview mit dem arabischen Fernsehsender Al Arabija richtete US-Präsident Barack Obama eine Botschaft an Muslime in aller Welt: "Amerika ist nicht Euer Feind", sagte Obama. Während Bushs frühere Interviews mit arabischen Sendern als Teil einer Propagandakampagne angesehen wurden, mit der das Weiße Haus den Krieg im Irak legitimieren wollte, wird Obamas Vorstoß als Versuch gewertet, mit muslimischen Ländern einen Dialog zu führen.

Auf Al Arabija erzählte Obama ausführlich von seiner Jugend in Indonesien, dem bevölkerungsreichsten muslimischen Land. Seine Regierung werde es unterlassen, anderen Ländern amerikanische Werte aufzuzwingen. In der Vergangenheit hätten die USA häufig den Fehler gemacht, "anderen etwas zu diktieren, anstatt zuzuhören". Zugleich aber bekräftigte Obama, dass die politischen Positionen im wesentlichen dieselben bleiben wie unter Bush. So rechtfertigte auch Obama den Gaza-Krieg der Israelis mit dem "Recht auf Selbstverteidigung". Auf Distanz zu seinem Vorgänger ging Obama hingegen in Sachen Terrorismus. Zwar werde auch seine Regierung Terroristen "jagen und aufspüren", ohne dabei aber amerikanische Gesetze oder international geltendes Recht zu missachten.

Ob sein Vorstoß gegenüber der muslimischen Welt Extremisten und Terrororganisationen wie El Kaida versöhnlicher stimmen könne, auf diese Frage hatte Obama keine klare Antwort. "Die wirken etwas nervös, als wüssten sie nicht, was sie mit meinem Ansatz überhaupt anfangen sollen" sagte Obama.

Eine erste Antwort kam aus dem Iran. Die Reden Obamas seien eine Sache. Aber: "Wir erwarten vom neuen amerikanischen Präsidenten konkrete Änderung", erklärte Regierungssprecher Gholam Hossein Elham. Der Iran werde abwarten, ob es einen tatsächlichen Kurswechsel in den USA gebe, und diesen "dann zum gegebenen Zeitpunkt kommentieren".

Obwohl das Interview in der US-Öffentlichkeit überwiegend auf Zustimmung stieß, sprechen Republikaner und Vertreter konservativer Organisationen von einem "gefährlichen Anbiederungsversuch." Der einflussreiche Rundfunkmoderator Rush Limbaugh meinte etwa, dass "sich unsere schlimmsten Befürchtungen nun bewahrheiten, dass wir nämlich einen Präsidenten haben, der sich mit Extremisten anfreundet und Amerikas Sicherheit aufs Spiel setzt".

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