Analyse: Die USA geben im Atomstreit den Ton an

Brasilien und die Türkei scheitern mit ihrem Versuch, den Konflikt mit dem Iran beizulegen.

Madrid. Leidenschaftlich warb Recep Tayyip Erdogan für das mitTeheran erzielte Übereinkommen im Konflikt um das iranischeAtomprogramm.

Um ein möglichst großes Publikum zu erreichen, nutzte dertürkische Ministerpräsident das Gipfeltreffen der EU undLateinamerikas, zu dem sich Vertreter von 60 Staaten Anfang dieser Wochein Madrid versammelt hatten. "Mit Sanktionen wurde noch nie etwaserreicht", beschwor Erdogan die Weltöffentlichkeit.

Das Plädoyer gegen neue Zwangsmaßnahmen sollte ihm jedoch wenignutzen. Nur wenige Augenblicke später gab auf der anderen Seite desAtlantiks US-Außenministerin Hillary Clinton bekannt, dass Washingtonsich mit den anderen ständigen Mitgliedern des Weltsicherheitsrats undDeutschland auf einen Resolutionsentwurf mit härteren Strafen gegen denIran verständigt hatte.

Die USA stoppten damit bis auf weiteres einegemeinsame Initiative der Türkei und Brasiliens. Erdogan und derbrasilianische Staatschef Luiz Inácio Lula da Silva hatten Teheran dasZugeständnis abgerungen, einen Teil seines Urans für einenForschungsreaktor im Ausland anreichern zu lassen.

Brasilien und die Türkei wollten so neue Sanktionen gegen den Iranim letzten Augenblick abwenden. Und nicht nur das: Beide Länder wollenauch beweisen, dass in der heutigen Welt nicht mehr allein die altenAtommächte den Ton angeben, sondern die aufstrebenden Staaten ein Wortmitreden wollen.

Dieses Vorpreschen kam in den Vereinigten Staaten freilich nicht gutan: "Mit dem Resolutionsentwurf will Washington eine alternativeDiplomatie der aufstrebenden Mächte abblocken", schrieb dazu am Mittwoch die Madrider Zeitung "El País".

Lula und Erdogan geben sich aber nicht so leicht geschlagen. Siewollen, dass Brasilien und die Türkei weiterhin an den Verhandlungen imStreit um das iranische Atomprogramm beteiligt werden. "Das wäre normalund wünschenswert", betonte Lulas außenpolitischer Berater MarcoAurelio García in Madrid. Schließlich nehme Deutschland ebenfalls anden Gesprächen teil, obwohl es kein ständiges Mitglied imUN-Sicherheitsrat sei. Dagegen gehörten ihm Brasilien und die Türkeizurzeit als nicht ständige Mitglieder an.

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