Analyse: Die Rentner dürfen auf einen Zuschlag hoffen

Mit einem Plus von etwa 2,5 Prozent können Bezieher von Ruhegeld ab Jahresmitte rechnen.

Berlin. Die rund 20 Millionen Rentner dürfen auf die höchste Rentenerhöhung seit 2002 hoffen. Zur Jahresmitte (ab Juli) zeichnet sich eine Anhebung um 2,5 Prozent ab. In Ostdeutschland könnten es sogar 2,6 Prozent werden, spekulierte die "Bild"-Zeitung. Die genaue Zahl steht aber noch nicht fest. Sie wird voraussichtlich am Montag bekanntgegeben, kündigte ein Sprecher des Bundesarbeitsministeriums an. Es sei klar, dass die Rentner in diesem Jahr "von der guten Entwicklung in der Vergangenheit profitieren" sollen und können.

Entscheidend für die Rentenerhöhung ist die Lohnentwicklung des vergangenen Jahres. Danach könnte es durchaus zu einer höheren Rentenanhebung im Osten als im Westen kommen. Laut einer Übersicht des Tarif- und sozialwissenschaftlichen Instituts (WSI) der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung haben sich 2008 die Tarifeinkommen im Osten um 4,0 Prozent erhöht, im Westen um 2,7 Prozent. Dies spiegelt allerdings nur einen Teil der der Rentenberechnung zugrunde liegenden Einkommensentwicklung wider.

Die Rentner mussten sich seit 2003 mit Nullrunden oder Mini- Aufschlägen deutlich unter der Inflationsrate zufrieden geben. Letztmals im Jahr 2002 gab es eine Anhebung mit einer "2" vor dem Komma: Im Westen waren es damals 2,16 Prozent mehr, im Osten 2,89 Prozent. Kommt es zur Jahresmitte zu einer Erhöhung um 2,5 Prozent, kostet das die Rentenversicherung in diesem Jahr etwa 2,5 Milliarden Euro, in den Folgejahren fünf Milliarden Euro.

Dass die Rentenanhebung mitten in der Wirtschaftskrise und kurz vor der Bundestagswahl recht üppig ausfällt, ist auch einem politischen Kunstgriff zu verdanken. Im vergangenen Jahr setzte die Große Koalition den die Erhöhung dämpfenden Riesterfaktor in der Rentenformel für zwei Jahre aus. Wenn er ab 2010 wieder wirkt, werden die nächsten Rentenerhöhungen unabhängig von der Entwicklung am Arbeitsmarkt deutlich bescheidener ausfallen. Manche befürchten sogar wieder Nullrunden.

Profitieren werden die Rentner diesmal aber noch an anderer Stelle: Der Beitragssatz zur gesetzlichen Krankenversicherung sinkt für sie - wie auch für die meisten Beschäftigten - dank des Konjunkturpaketes II zur Jahresmitte um 0,3 Prozentpunkte. Unterm Strich würde dies das Plus im Geldbeutel auf etwa 2,8 Prozent anheben. Bei einer Inflationsrate von etwa 0,8 Prozent blieben davon immer noch real rund zwei Prozent übrig.

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