Analyse: Clinton umwirbt die US-Partner in Asien

Auf ihrer ersten Reise geht die Außenministerin vor allem das Problem Nordkorea an.

Washington. Es ist ein Traditionsbruch, aber überraschend kam er nicht. Einst besuchten frischgebackene US-Außenminister zuerst die Verbündeten in Europa. Hillary Clintons erste Dienstreise seit Amtsantritt führt sie hingegen von Montag an genau in die entgegengesetzte Richtung - nach Fernost. Eine "leichte Entscheidung" sei es gewesen, Japan, Indonesien, Südkorea und China zum Ziel ihrer Jungfernreise als Chefdiplomatin zu wählen, bekannte sie.

Die Zukunft der Weltwirtschaft, die Bedrohung durch Atomwaffen, die Erderwärmung - nirgendwo sonst bündeln sich drängende globale Fragen wie in Asien. "Die langfristigen Interessen Amerikas und die Zukunft Asiens sind tief miteinander verflochten", weiß Sheila Smith vom Washingtoner Außenpolitik-Institut Council of Foreign Relations. Clinton muss überdies einen Neuanfang in der US-Außenpolitik vermitteln, nachdem Amerikas Image auch in der asiatisch-pazifischen Region in der Amtszeit von Präsident George W. Bush schwer ramponiert wurde.

Ganz klar im Zentrum der Reise: die nordkoreanischen Atom-Ambitionen. Bereits am Freitag sendete die frühere First Lady ein Signal an das kommunistische Regime. Washington sei zu einer Normalisierung der Beziehungen bereit, erklärte sie - wenn Pjöngjang sein Nuklearprogramm "vollständig und überprüfbar" beende. Eine Mahnung schickte sie aber gleich hinterher. Nordkorea habe "alle provokativen Aktionen oder wenig hilfreiche Rhetorik gegenüber Südkorea" zu unterlassen. Ziel ihrer Gespräche in Japan, China und Südkorea wird wohl sein, die Sechs-Parteien-Gespräche über das Nuklearprogramm wieder in Gang zu bringen.

Auf der ersten Station in Japan gilt es für Clinton, Sorgen und Bedenken zu zerstreuen. Besonders argwöhnisch verfolgte Tokio die schon unter George W. Bush begonnene Annäherung an Nordkorea unter Vermittlung Chinas. Dass die Außenministerin ihre Asien-Reise in Japan beginnt, wird indes mit Wohlwollen aufgenommen.

In China dann kommt alles zusammen: Wirtschaft, Nordkorea, Klimawandel. Die wachsende Kooperation mit Peking zählt zu den wenigen glücklichen Kapiteln der Außenpolitik Bushs. Doch bleibt das Verhältnis empfindlich. Delikat dürften auch die Themen Klimapolitik und Menschenrechte werden.

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