Analyse: Ärzte und Kassen streiten ums Geld

Die Mediziner klagen, dass ihnen in diesem Jahr eine Milliarde Euro zu wenig gezahlt wird.

Berlin. Der Durchbruch gelang Ende August vergangenen Jahres: Nach zähen Verhandlungen legten der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ihren Streit bei und einigten sich auf eine höhere Vergütung der Ärzte. Doch nur ein halbes Jahr später ist der Streit neu ausgebrochen.

Die Einigung sah vor, dass der Honorartopf für die insgesamt rund 140 000 niedergelassenen Ärzte in diesem Jahr um 2,7 Milliarden Euro oder rund zehn Prozent aufgestockt wird. Am Freitag nun gab die Kassenärztliche Bundesvereinigung in Berlin bekannt, dass von dem Geld eine Milliarde zu wenig bei den Ärzten ankomme.

Grund seien unter anderem fehlende Zuschläge beispielsweise für ambulantes Operieren. Die Vereinigung fordert nun diese eine Milliarde Euro und warnt zugleich, dass den Versicherten wegen Honorarlücken spürbare Einschnitte drohten.

Bereits seit Wochen klagen insbesondere Fachärzte im Westen der Republik über Einbußen bei der Honorierung. In einer Pressemitteilung der Orthopäden in Nordrhein hieß es, dass von den 2,7 Milliarden Euro nichts bei der Versorgung der Patienten ankomme. Auch der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, Leonhard Hansen, warnte bereits Ende Januar, dass die "Webfehler" der Honorarreform eine "Fortführung der versorgungsfeindlichen Budgetierung" bei den Ärzten zur Folge habe.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) erteilte der Forderung der Ärzte am Freitag umgehend eine Absage. Für einen Aufschlag gebe es keinen Spielraum. Zugleich spielte sie den Ball zurück ins Feld der KBV: Diese wolle offenbar von eigenen Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung der Reform ablenken. Auch die gesetzlichen Krankenkassen warnten, dass es "einen erneuten Griff in den Geldbeutel der Versicherten" nicht geben könne.

Tatsächlich war die Erhöhung der Ärzte-Honorare ein Grund für den Anstieg des Kassenbeitrags von durchschnittlich 14,9 Prozent im Jahr 2008 auf den - erstmals einheitlichen Satz - von 15,5 Prozent. Die Honorare schlugen dabei mit 0,28 Beitragspunkten zu Buche. Hinzu kamen unter anderem die zusätzlichen Mittel für die Krankenhäuser.

Die KBV wies die Kritik zurück. Es gehe nicht um zusätzliches Geld. Die Ärzte wollten nur, was ihnen im vergangenen Jahr versprochen worden sei.

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