Altersvorsorge: Verluste in Milliardenhöhe

Durch falsche Beratung entsteht Verbrauchern jährlich ein Schaden von mindestens 50 Milliarden Euro.

Berlin. Durch schlechte Beratung und mangelnden Verbraucherschutz bei der privaten Altersvorsorge und anderen Finanzprodukten entsteht den Bundesbürgern ein jährlicher Schaden von mindestens 50 Milliarden Euro. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Finanzexperten Andreas Oehler von der Universität Bamberg im Auftrag der Grünen-Bundestagsfraktion, die unserer Zeitung vorliegt.

Demnach wird der jährliche Schaden allein bei Riester-Produkten auf rund eine Milliarde Euro geschätzt. Hinzu kämen 16 Milliarden Euro bei Kapitallebens- und anderen privaten Rentenversicherungen sowie rund 30 Milliarden Euro bei Finanzprodukten des sogenannten grauen Kapitalmarktes. Dazu gehören beispielsweise Immobilienfonds.

Ursachen der Misere seien ein selbst für Fachleute kaum noch durchschaubarer Markt sowie eine undurchsichtige Kostenkalkulation. Die größten Schwachstellen bei der Riester-Rente lägen im komplizierten Zulagenverfahren und den vielen Vermittlern, die den Sparern unpassende Produkte verkauften.

Angesichts von Kündigungsquoten bei Lebensversicherungen von bis zu 75 Prozent seien ebenfalls Verluste programmiert, da Abschlusskosten und Provision den sofortigen Aufbau eines Sparanteils deutlich verzögerten. So verliere der Anleger rund die Hälfte seiner Einzahlungen, wenn er die Police nach sieben Jahren kündigt.

Zur Lösung des Problems empfiehlt die Studie eine grundsätzliche Beweislastumkehr. Demnach müssten die Verkäufer für die Eignung eines Finanzprodukts unter Berücksichtigung der konkreten Situation des Kunden haften.

Auch sollten Kosten und Nutzen einer Police für Anbieter und Verbraucher gleichmäßig über die gesamte Vertragslaufzeit verteilt werden. Dadurch seien Provisionen und andere Kosten des Anbieters nicht in den ersten Jahren fällig, sondern über die Anspar- und Auszahlungsphase verteilt.

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