28. Oktober 1989: Dammbruch in den DDR-Medien

Eine neue Offenheit greift unaufhaltsam um sich. Erstmals erscheint im "Morgen" - einer der großen, offiziellen DDR-Zeitungen - ein unzensiertes Interview mit einem führenden Kopf des "Neuen Forums", Rolf Henrich.

Und auch die Leipziger Stadtverordneten sind plötzlich ehrlich. In einer außerordentlichen Sitzung sprechen sie erstmals über ihre Heuchelei, das Verdrängen der wahren Probleme und das Verschweigen ihrer eigenen Meinung in den vergangenen Jahren.

Ermutigt fühlen sich die Protestierenden in der DDR nun auch durch die Entwicklung in der Tschechoslowakei. Die DDR-Medien berichten ausführlich von der bisher größten Demonstration in Prag und veröffentlichen übersetzte Redebeiträge von Vaclav Havel.

Aber auch die Flüchtlingswelle hält unvermindert an. Allein in der vergangenen Nacht sind in Bayern 750 DDR-Bürger angekommen. Aufgrund der aus allen Nähten platzenden Aufnahmelager sind in der Bundesrepublik langsam Vorbehalte gegen die Flüchtlinge spürbar.

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