Zum letzten Mal „Kleinster Karnevalsumzug der Welt“

Unna. Eine der skurrilsten Karnevalstraditionen Deutschlands ist am Donnerstag wohl zu Ende gegangen: Der „kleinste Karnevalsumzug der Welt“ des 76-jährigen Helmut Scherer im westfälischen Unna.

Bereits zum 55. Mal zog der überzeugte Narr in der ansonsten eher karnevalsfreien Stadt an Weiberfastnacht durch die Innenstadt. In den Anfangsjahren war Scherer belächelt und verspottet worden, wenn er verkleidet mit einem selbst geschmückten Bollerwagen allein durch die Straßen zog.

Seit vielen Jahren hat der Umzug jedoch Kultcharakter, so dass Scherer schon längst nicht mehr als Solist unterwegs ist. In diesem Jahr wurde er von mehr als 100 Kindern begleitet. Auch viele von ihm ernannte „Ordensritter“ gingen in dem Tross mit. Und Scherer zog seinen Wagen auch nicht mehr selbst.

Als „Alterspräsident“ nahm er auf einem Thron Platz. Zuschauer und Zugteilnehmer äußerten großes Bedauern über das Ende der inzwischen liebgewonnenen Tradition. „Er hat den Spaß, den Karneval nach Unna gebracht“, sagte Alexander Brockmeyer vom „Freundeskreis Helmut Scherer“. Sein Zug stand in diesem Jahr unter dem Motto „Ich geh' jetzt ins Altersglück - Unna bleibt allein zurück.“

Am Ende des Umzuges sollte wie jedes Jahr der Einzug ins Rathaus um 11.11 Uhr stehen. Diesmal hat er eine Marktfrau und einen katholischen Priester als Ordensritter auserkoren, die im Rathaus ihre Insignien erhalten.

Im kommenden Jahr will Scherer keinen Umzug mehr organisieren. „Eine Kopie von mir gibt es nicht“, hatte er im Vorfeld gesagt. Die Ernennung von Ordensrittern will er aber fortsetzen.

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