Undichte Herzklappen mit neuem Titanring repariert

München (dpa) - Erstmals hat ein Münchner Forschungsteam nach eigenen Angaben bei Herzpatienten undichte Aortenklappen mit einem Titanring repariert. Der erste Eingriff, den der Chirurg Domenico Mazzitelli am Deutschen Herzzentrum München durchführte, habe drei Stunden gedauert, so das Herzzentrum.

Dabei sei der neu entwickelte Ring eingesetzt worden, durch den je nach Einzelfall der Ersatz der Herzklappe vermieden werden könne. „Undichte Aortenklappen können dauerhaft erhalten werden“, erläuterte Mazzitelli.

Bei der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- Gefäßchirurgie (DGTHG), die an diesem Sonntag in Freiburg beginnt, wird das Verfahren nicht vorgestellt. Der Eingriff sei zu kurzfristig vorher erfolgt, sagte ein DGTHG-Sprecher. Die Fachgesellschaft beobachte das neue Verfahren aber mit großem Interesse.

Wie der Chirurg Mazzitelli erläuterte, wurden inzwischen insgesamt drei derartige Operationen am Münchner Herzzentrum vorgenommen. Es ist mit vier weiteren Zentren in Europa - zwei in Deutschland - in eine entsprechende Studie eingebunden. Im Rahmen der Untersuchung sollten an diesen Kliniken insgesamt 15 Operationen mit dem neuen Titanring vorgenommen werden. Operationen mit Ringen seien bereits an der Mitralklappe und der Trikuspidalklappe üblich, für die Aortenklappe habe es bisher keine Ringe gegeben.

Der knapp 800 Euro teure Titanring könne die defekte Aortenklappe einschnüren und abdichten. „Wir können diesen Ring genau an die jeweilige Herzklappe anpassen und damit künftig mehr Herzklappen erhalten, anstatt diese durch künstliche ersetzen zu müssen“, sagte Mazzitelli. Für die Patienten bedeute das die Chance auf eine sicherere Zukunft und mehr Lebensqualität. „Wenn man nicht genau hinschaut, sieht dieser Ring aus wie ein Stück Paketschnur - völlig unscheinbar“, erläuterte Klinikdirektor Professor Rüdiger Lange.

Bundesweit werden laut Herzzentrum jährlich mehr als 11 000 schwerkranke Herzpatienten an der Aortenklappe operiert. Meist bekämen sie eine künstliche Klappe. Diese müsse aber nach etwa zehn Jahren ersetzt werden. „Für die Patienten bedeuten diese wiederholten Operationen gesteigerten Stress und damit eine Risikoerhöhung“, sagte Mazzitelli. Zudem müssten Patienten nach dem Einsatz des Titanrings nicht dauerhaft Medikamente wie Blutverdünner nehmen, was beim Ersatz durch eine Kunstklappe lebenslang erforderlich sei.

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