Training lässt Ältere Gesprächen besser folgen

Washington/Evanston (dpa) - Mit gezieltem Training können ältere Menschen einer Studie zufolge in einer lauten Umgebung wieder besser hören. Das haben Forscher um Nina Kraus von der Northwestern University in Evanston (US-Bundesstaat Illinois) herausgefunden.

Das Training habe bewirkt, dass Signale im Nervensystem wieder schneller verarbeitet wurden. Die Ergebnisse veröffentlichten die Experten in „Proceedings“ der US-Nationalen Akademie der Wissenschaften („PNAS“).

Im Alter litten die Menschen unter der Verlangsamung der Nervenverarbeitung. Eine Auswirkung sei, dass Ältere eine verringerte Fähigkeit hätten, die schnellen Abläufe zu verarbeiten, von denen Sprache gekennzeichnet ist. Das sei vor allem bei einer lauten Umgebung der Fall. „Dieser Kommunikationsmakel beeinflusst die Lebensqualität von älteren Erwachsenen, da sie beginnen, Plätze und soziale Situationen zu meiden, wo Kommunikation gefährdet ist“, schreiben die Forscher. Hörgeräte erhöhten nur die Lautstärke, machten aber nicht die Defizite der zeitlichen Verarbeitung wett.

Für ihre Studie untersuchten die Experten 67 Erwachsene zwischen 55 und 70 Jahren. Die Forscher teilten die Teilnehmer in zwei Gruppen ein. Diese trainierten acht Wochen lang täglich eine Stunde. Die eine Gruppe absolvierte ein Hörtraining mit dem Ziel, Hörinformationen schneller und genauer zu verarbeiten. Die Anforderungen an das Gedächtnis wurden dabei erhöht. So musste die Probanden zwischen ähnlichen Silben unterscheiden, Sequenzen von Silben und Worten wiederholen oder sich an Details von Geschichten erinnern. Die andere Gruppe sah DVDs und beantwortete dazu Verständnisfragen.

Das Resultat: Die Gruppe, die das Hörtraining absolviert hatte, zeigte deutlich bessere Ergebnisse. Ihr Gedächtnisleistung nahm zu; sie konnten Gesprochenes trotz gleichzeitiger Hintergrundgeräusche besser wahrnehmen. Der Grund könnte eine durch die Übungen ausgelöste Abnahme von hemmenden Neurotransmittern sein. Das Hörtraining könnte - so hoffen die Forscher - psychosoziale Folgekrankheiten im Alter lindern wie soziale Isolation und Depression. Unklar sei jedoch, wie viel man mindestens trainieren müsse, um einen Effekt zu erzielen.

„Ich glaube, dass es Sinn macht, dass Patienten ein Hörtraining machen“, sagt Prof. Roland Laszig von der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde. Das Training habe zwar keinen Einfluss bei vorhandenen Hörschädigungen. Bei den Teilnehmern der Studie sei aber erreicht worden, dass ihre Hörschwelle angehoben wurde und sie sich besser konzentrieren konnten, sagte der Geschäftsführende Direktor der Universitäts-HNO-Klinik Freiburg der Nachrichtenagentur dpa.

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