Schrumpelfinger greifen feuchte Gegenstände besser

London (dpa) - Mit aufgeweichten, schrumpeligen Fingern lassen sich feuchte Gegenstände schneller greifen und transportieren als mit trockenen. Dies berichten Wissenschaftler um Kyriacos Kareklas von der Newcastle Universität in den „Biology Letters“ der britischen Royal Society.

Beim Umgang mit trockenen Gegenständen haben Schrumpelfinger hingegen keine Vorteile - allerdings auch keine Nachteile. Vielleicht leiteten die Falten das Wasser ab, so dass die Haftfähigkeit beim Greifen verbessert wird, spekulieren die Forscher.

Bisher hatten Experten angenommen, dass die Schrumpelhaut entsteht, weil die äußere Hautschicht bei längerem Kontakt mit Wasser aufquillt. Jüngere Untersuchungen hätten aber gezeigt, dass das autonome Nervensystem die Bildung der Schrumpelhaut steuert, schreiben die britischen Forscher. Das wiederum lege nahe, dass dem Effekt eine Funktion zukommt. Um dieser auf die Spur zu kommen, baten die Wissenschaftler 20 Probanden zu einem Test.

Dabei sollten die Versuchspersonen zwischen Zeigefinger und Daumen mehrere Glasmurmeln und kleine Bleigewichte von einem Behälter in einen anderen transportieren. Die Gegenstände lagen in einem Versuch unter Wasser, in einem zweiten Durchgang waren sie trocken. Diesen Versuch führten die Teilnehmer nun zum einen mit trockenen Händen durch, zum anderen mit schrumpeligen Fingern, die sie zuvor eine halbe Stunde in warmes Wasser getaucht hatten.

Das Ergebnis: Trockene Gegenstände transportierten die Teilnehmer grundsätzlich schneller als feuchte, und zwar gleich schnell mit schrumpeligen und mit nicht-schrumpeligen Fingern. Feuchte Gegenstände hingegen bewegten die Versuchspersonen deutlich schneller, wenn ihre Haut an den Fingern faltig war. Dies zeige, dass die Schrumpelhaut einen klaren Vorteil bietet, wenn es darum geht, mit feuchten Gegenstände zu hantieren, schreiben die Forscher.

Wie das genau funktioniert, müsse weiter untersucht werden. Möglicherweise leiteten die Falten das Wasser besser von den Fingerspitzen ab, so dass sich die Griffigkeit verbessert. Vielleicht veränderten sich aber auch Hauteigenschaften wie Flexibilität oder Haftfähigkeit. Interessant ist nach Ansicht der Forscher die Frage, warum unsere Finger nicht ständig schrumpelig sind. Schließlich werde die Handhabung trockener Gegenstände dadurch nicht beeinträchtigt. Möglicherweise sei bei Schrumpelfingern die Sensitivität geringer oder die Anfälligkeit für Verletzungen größer, vermuten die Experten.

Genau wie an den Fingerspitzen wird auch die Haut unter den Füßen bei längerem Wasserkontakt schrumpelig. Auch in diesem Fall vermuten die Forscher, dass damit eine verbesserte Haftung einhergeht. Warum die Schrumpelreaktion bei unseren Vorfahren entstanden ist, sei bisher unklar. „Wenn man in der Zeit zurückgeht, könnte das Verschrumpeln der Finger bei Nässe einst dabei geholfen haben, Nahrung aus feuchter Vegetation oder aus Gewässern zu sammeln“, sagt Tom Smulders, einer der Autoren der Studie. Schrumpelige Füße könnten im Regen besseren Halt gegeben haben.

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