Eingeschleppte Tierarten: Niedlich, exotisch — aber schädlich

Wilde Tiere machen sich in NRW breit und verdrängen andere Arten. Ihre Bekämpfung bereitet Probleme.

 Waschbären (l.) und Nutrias (r.) sehen zwar putzig aus, können aber zur Belastung werden. Der Signalkrebs (M.) hat heimische Arten beinahe verdrängt.

Waschbären (l.) und Nutrias (r.) sehen zwar putzig aus, können aber zur Belastung werden. Der Signalkrebs (M.) hat heimische Arten beinahe verdrängt.

Düsseldorf. Was haben eine Kanadagans, ein Signalkrebs und ein Nutria gemeinsam? Was klingt wie der Beginn eines mittelmäßigen Tierwitzes, hat einen ernsten Hintergrund. Die drei Spezies eint, vom Landesamt Natur, Umwelt und Verbraucherschutz (Lanuv) als invasive Tierarten eingestuft worden zu sein. Die eingeschleppten Arten verbreiten sich unkontrolliert und stellen für die heimische Flora und Fauna eine Gefahr dar.

Das Lanuv führt diese Liste seit mehr als zehn Jahren — aktuell sind 33 Arten vermerkt. Von der Nilgans bis zur Kräusel- und Jagdspinne. „Ich kriege von Kollegen oder Biologischen Stationen Sichtungen fremder Arten mitgeteilt. Werden diese mehrfach beobachtet, gelangen sie nach Recherche auf die Liste“, erklärt Clara Michels vom Landesamt. Ergänzt wurde die Aufzählung 2016, als die Europäische Union ihrerseits bekanntgab, welche nicht heimischen Tiere in Zukunft zum Problem werden könnten.

Zu den invasiven Tierarten gehören Nutrias. Ursprünglich kommen die Nagetiere aus Südamerika — für Pelztierfarmen wurden sie seit dem 19. Jahrhundert nach Europa verschifft. Dass sie inzwischen Bestandteil der heimischen Fauna geworden sind, liegt zum Teil an den milden Wintern, erklärt Clara Michels: „Früher wurde die Population durch Frost stark dezimiert.“ Sie lassen sich entlang von Gewässern nieder und sorgen dort, wie etwa im Kreis Viersen, für Ärger. Unter anderem seien sie laut Lanuv in erheblichem Maße für die Reduzierung der Röhrichtbestände verantwortlich und gefährden mit ihren weit in die Ufer reichenden Bauen die hiesigen Deiche. Seit einigen Jahren werden sie mäßig erfolgreich mit Fallen bejagt.

Mit Fallen wird man dem amerikanischen Signalkrebs kaum Herr werden. Er ist mit dafür verantwortlich, dass der heimische Edelkrebs fast komplett verdrängt wurde. Die Signalkrebse tragen die Krebspest, eine Pilzerkrankung, die ihnen selbst nichts anhaben kann. Für die Edelkrebs-Population hat sie jedoch weitreichende Folgen: „Die ausländischen Arten breiten sich teilweise rasant aus. Am Beispiel des Marmorkrebses zeigt sich, dass diese Entwicklung durch Aquarienbesitzer, die die Tiere aussetzen, begünstigt wird“, sagt Michels.

In vielen Fällen sei die Etablierung exotischer Arten jedoch auch ein Symptom der Lebensraumveränderungen, die durch den höheren Anteil Stickstoffs und den Klimawandel begünstigt würden. Von der längeren Vegetation im Sommer profitieren beispielsweise Grundeln. Die Fische machen sich im Rhein breit und fressen dort den Barschen und Zandern die Nahrung weg. „Die Angler klagen zwar, nur noch Grundeln zu fangen, da kann man aber wenig gegen machen. Diese Entwicklung ist nicht mehr umzukehren“, sagt Clara Michels.

Auch Waschbären haben sich inzwischen in weiten Teilen der Region niedergelassen, wenngleich sich das Vorkommen vor allem auf den Kreis Lippe, Paderborn und Höxter konzentriert. Der Allesfresser aus Nordamerika hat keine Fressfeinde und gefährdet hierzulande die Artenvielfalt. Auch Waschbären stehen auf der Liste der Europäischen Union — ihr Vorkommen soll von den Mitgliedsstaaten eingedämmt werden.

Clara Michels unterstreicht allerdings, dass die Mehrzahl der eingeschleppten Arten keine Probleme bereitet: „Viele können sich nicht durchsetzen oder leben sich ein, ohne anderen Arten zu schaden.“ Dies gelte für Tiere wie für Pflanzen. Ein gutes Beispiel sei die Türkentaube, die ihren Platz in den Deutschen Städten gefunden habe, ohne die Artenvielfalt einzuschränken.

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