Cholera-Impfung auch nach Ausbruch wirksam

Seoul (dpa) - Eine Impfung der Bevölkerung gegen Cholera kann auch noch nach dem Ausbruch der Infektionskrankheit in dem betroffenen Gebiet wirksam sein.

Das bestätigen zwei Studien, die Forscher am Internationalen Impfstoffinstitut (IVI) in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul und in Vietnam durchgeführt haben. Die Ergebnisse sind im Online-Journal „PLoS Neglected Tropical Diseases“ („Vernachlässigte Tropenkrankheiten“) veröffentlicht.

Die Erkenntnisse haben nach Meinung von Experten auch vor dem Hintergrund des Cholera-Ausbruchs in Haiti eine besondere Bedeutung. Cholera-Bakterien verursachen extremen Durchfall und Erbrechen.

„Die jüngsten Cholera-Ausbrüche in Haiti, Pakistan und Simbabwe lassen vermuten, dass die bestehenden weltweiten Aktionspläne gegen die Cholera scheitern“, schreibt der US-Mediziner Edward T. Ryan vom Allgemeinkrankenhaus in Boston (Massachusetts) in einem Kommentar. Niemand bezweifle, dass die beste Kontrolle und der beste Schutz gegen den Ausbruch dieser Krankheit sauberes Trinkwasser und eine angemessene Abwasserentsorgung sei. „Weniger klar ist die Rolle, die eine Cholera-Impfung spielen könnte, wenn ein Ausbrauch bereits begonnen hat.“ Mit dem Bakterium Vibrio cholerae, dem Verursacher der Cholera, infizierten sich pro Jahr drei bis fünf Millionen Menschen.

In ihrem Fachartikel beschreiben Dang Duc Anh und Kollegen ihre Beobachtungen in einem Cholera-Gebiet in Vietnam. Dabei geht es um die Wirkung einer Schluckimpfung bei der Bevölkerung in Hanoi vor drei Jahren. Demnach hat die Verabreichung für eine Schutzwirkung von fast 76 Prozent gesorgt. Die Erkenntnisse ließen vermuten, dass die rückwirkende Anwendung Schutz gegen die Krankheit bietet und „ein potenzielles Werkzeug in Ausbruchszeiten ist“, schreiben die Autoren. Es seien weitere Studien nötig, um diese Ergebnisse zu bestätigen.

In der anderen Studie werteten Forscher vom IVI, darunter Rita Reyburn, modellhaft Daten von jüngsten Cholera-Ausbrüchen weltweit aus. Die Forscher gingen von einer Durchimpfungsrate von 50 Prozent und 70 Prozent in einem Zeitraum von 10 bis 33 Wochen nach dem ersten Ausbruchsbericht aus. Ihr Ergebnis: Selbst rückwirkende Impfungen könnten eine „substanzielle Zahl von Fällen und Toten“ verhindern. Das Wichtigste sei, die Entscheidungsträger davon zu überzeugen.

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