Wellness auf kleinem Raum: Infrarotkabine fürs Haus

Wiesbaden (dpa/tmn) - Die Sauna steht im Keller, das Solarium im Haushaltszimmer und der Cross-Trainer im Schlafzimmer: Dem Körperkult frönt man immer mehr zu Hause. Auch Infrarotkabinen gibt es inzwischen im Bausatz zum Selberschrauben.

Wärme tut gut. Darauf setzen viele Wellness-Anwendungen, allen voran die Sauna. Auch Infrarotlicht regt den Körper zum Entspannen an. Ganz nebenbei werden Durchblutung, Stoffwechsel und Immunsystem angekurbelt und Heilungsprozesse gefördert. Anwendungen in den Infrarotkabinen werden seit rund 20 Jahren vor allem in Hotels und Fitnesscentern angeboten. Als kompakte Häuschen gibt es sie inzwischen aber auch für Zuhause.

Die Kabinen aus Holz mit Glastür gibt es als Bausatz zum Selbermachen. Viel Platz wird dafür nicht benötigt: Eine Kabine für eine Person braucht nur einen bis eineinhalb Quadratmeter Platz. „Selbst kleine Sauna-Modelle nehmen mit sechs bis acht Quadratmetern mehr Stellfläche in Anspruch, als in den meisten Wohnungen zur Verfügung steht“, sagt Karl-Ludwig Resch, Geschäftsführer des Bundesinstituts für Gesundheitsforschung im sächsischen Bad Elstar.

Hinzu kommt: Viele Saunen benötigen einen 380-Volt-Starkstromanschluss, für eine Infrarotkabine ist die übliche Netzspannung von 220 beziehungsweise 230 Volt ausreichend. „In einer Sauna badet der Körper in heißer, trockener Luft - meist zwischen 80 und 95 Grad“, erklärt Ernst F. Lange, Geschäftsführer der Gütegemeinschaft Infrarot-Wärmekabine in Wiesbaden. In der Infrarotkabine liege die Raumtemperatur bei nur 40 bis 60 Grad.

„Infrarotstrahlung führt im menschlichen Körper zu einer Erwärmung des Gewebes“, erklärt Anja Schulte-Lutz vom Bundesamt für Strahlenschutz in Salzgitter. „Wie tief die Infrarotstrahlung in die Haut und in das Auge eindringt, ist von ihrer Wellenlänge abhängig. Das kurzwellige IR-A kann am tiefsten eindringen, das langwellige IR-C schafft in der menschlichen Haut weniger als einen Millimeter.“ Der dritte Spektralbereich, IR-B, liege dazwischen.

Die Bestrahlung mit Infrarot ist Experten zufolge grundsätzlich nicht schädlich. Vorsichtig müsse man aber mit den IR-A-Strahlen sein: Sie könnten bis zur Netzhaut des Auges vordringen und diese schädigen. Man sollte hiervon eine zu hohe Strahlungsdichte vermeiden, etwa wenn man zu nah am Strahler sitzt.

Die Strahlen werden in der Infrarot-Wärmekabine entweder durch Quarz- oder Magnesium-Strahler, durch Flächenheizungen oder durch Kombinationen von beiden Technologien erzeugt. Sie verteilten meist einen Mix aus den Strahlen der unterschiedlichen Wellenlängen.

Anzahl und Position der Strahler variieren von Kabine zu Kabine. „In der Regel sind zwei bis drei Strahler im Rückenbereich positioniert, weitere dann vor dem Körper und bei den Beinen“, erläutert Lange. Getrennt regelbare Strahler ermöglichen auch einen gezielten Einsatz, Flächenheizungen wirken hingegen gleichmäßig auf den ganzen Körper. „Sie bestehen aus Folien mit dünnen Drähten, vor denen eine Holzplankenschicht liegt“, erklärt Lange.

Eine Kabine mit Strahlern ist in der Regel bereits wenige Minuten nach dem Anschalten einsatzbereit, eine mit Flächenheizung braucht ähnlich wie eine Sauna eine längere Vorwärmzeit. Neben Art, Positionierung, Anzahl und Leistung der Strahler sollte man beim Kauf vor allem auf das Material achten. „Eine Sauna wird bei jeder Nutzung durch die hohe Temperatur in der Kabine desinfiziert. Da haben Keime keine Chance“, sagt Resch, der Facharzt für Physikalische und Rehabilitative Medizin ist. In der Infrarotkabine ist das nicht so - weshalb hier Holzarten wie die Hemlock-Fichte, die wenig Schweiß aufnehmen, für Resch die beste Wahl sind.

Im Baumarkt seien Kabinen schon für weniger als 1000 Euro zu haben, deutsche Markenprodukte ab 2500 Euro, sagt Lange. Extras wie Intensitäts- und Zonenregler, LED-Farblicht, seitliche Fenster, designte Außenwände und die Optik der Türglases erhöhen den Preis. Auf ihre Qualität geprüfte Produkte erkennt man etwa an den Siegeln von TÜV und VDE sowie am RAL-Gütezeichen.

Da in der Kabine keine Feuchtigkeit entwickelt wird, kann sie prinzipiell in jedem Raum aufgestellt werden. „Etwa die Hälfte der Kabinen hat einen eingezogenen Fußboden“, sagt Lange. „Ein guter Untergrund sind deshalb Badfliesen oder andere reinigungsfreundliche Bodenbeläge.“ Für andere Böden gebe es Vlies-Unterlagen.

Benutzt wird die fertig aufgestellte Kabine wie eine Sauna: Erst duschen und dann rein in die Wärme. Ausreichendes Trinken vor und nach dem Wärmebad ist auch hier ein Muss. Außerdem sollte man auf Alkohol sowie die Einnahme von manchen Medikamenten verzichten - denn das kann die Schmerzempfindlichkeit verringern oder Schmerz gar unterdrücken. Wer dann die Bestrahlung zu lange und zu intensiv genießt, könne Verbrennungen erleiden, erläutert Schulte-Lutz. Gerade Personen mit hohem Blutdruck, Herz- sowie Kreislauf-Erkrankungen sollten eine Infrarotkabine nur nach Rücksprache mit einem Arzt besuchen.

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